# taz.de -- Kommentar Chinas Internetzensur: Apple im Sinkflug
       
       > Dass Apple keine VPN-Tunnel in China mehr anbieten darf, hat nur zum Teil
       > mit Zensur zu tun. Es geht auch um Vorteile für die heimische Wirtschaft.
       
 (IMG) Bild: Apple wird in China von mehreren Seiten angeknabbert
       
       Klingt einleuchtend: Wer in China Geschäfte macht, muss sich den dortigen
       Regeln fügen. Das ist anderswo nicht anders. Nun hat die chinesische
       Regierung mit einem neuen Cyber-Security-Gesetz ein [1][Verbot erlassen auf
       Software aus dem Ausland], über die sich die strengen Internetsperren des
       Landes umgehen ließen. Insofern ist es naheliegend, dass sich ein Konzern
       wie Apple dem fügt und diese sogenannten VPN-Tunnel aus seinem App-Store
       entfernt.
       
       Nun ist China nicht irgendein Land. Vielmehr ist die Volksrepublik mit fast
       einer Milliarde Nutzern das Land mit der weltweit höchsten Zahl an
       Smartphone-Käufern. Ein Rausschmiss aus dem Reich der Mitte würde den
       US-Konzern empfindlich treffen.
       
       Doch ist dem wirklich so? Ja, allerdings ist die Wahrheit etwas anders
       gelagert. Denn selbst wenn sich Apple nicht auf die neue Zensur einlassen
       würde, befindet sich Apple in China im Sinkflug. Technisch kann die
       chinesische Konkurrenz schon lange mit dem iPhone mithalten. Geräte von
       Huawei oder Xiaomi sind sogar um einiges besser. Auf dem chinesischen
       Smartphone-Markt ist Apple auf Platz fünf abgerutscht.
       
       Der chinesische Staat befördert diese Entwicklung. Auch wenn die Regierung
       es offiziell nicht zugibt, weil ansonsten Ärger mit der
       Welthandelsorganisation drohen würde – die Zensur ist oft nur vorgeschoben.
       
       ## Klage vor der Welthandelsorganisation?
       
       Schon als China um 2009 herum – aus politischen Gründen – die Sperre von
       Facebook und Twitter verfügte und kurze Zeit später auch die
       Google-Dienste aus dem chinesischen Markt drängte, ergab sich der
       interessante Nebeneffekt, dass die chinesischen Dienste zur gleichen Zeit
       aufsteigen konnten. Baidu, Tencent und Sina gehören heute zu den größten
       Internetfirmen der Welt.
       
       Auch auf Apple haben es die chinesischen Regulierungsbehörden abgesehen –
       und kommen ständig mit neuen Restriktionen. Apple hat sich stets darauf
       eingelassen und durfte den Chinesen weiter iPhones verkaufen. An die Spitze
       wird es Apple auf diese Weise aber nicht mehr schaffen.
       
       Ein Ausweg für Apple wäre eine Klage wegen des Verstoßes gegen
       Wettbewerbsregeln bei der Welthandelsorganisation. Zumindest im Streit über
       Chinas Überkapazitäten im Stahlbereich musste Peking klein beigeben.
       
       1 Aug 2017
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Apple-loescht-VPN-Apps-in-China/!5430408/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Felix Lee
       
       ## TAGS
       
 (DIR) China
 (DIR) Zensur
 (DIR) Apple
 (DIR) China
 (DIR) USA
 (DIR) Strafzölle
 (DIR) Apple
 (DIR) China
 (DIR) Nokia
 (DIR) Schwerpunkt Meta
 (DIR) China
 (DIR) Seidenstraße
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Chinas Elektroauto-Offensive: Smartphones auf Rädern
       
       Mit Xiaomi plant das nächste Tech-Imperium aus China Elektroautos. Der
       heimische Hersteller-Markt ist wegen Subventionen bereits übersättigt.
       
 (DIR) Neuer Streit zwischen USA und China: Vorzeigefirma im Visier
       
       Die US-Regierung lässt in Kanada eine Top-Managerin von Chinas
       Technologiefirma Huawei festnehmen. Angeblich geht es um Iran-Sanktionen.
       
 (DIR) US-Strafzölle gegen China: Trump attackiert Apple
       
       Der US-Präsident prophezeit dem iPhone-Hersteller hohe Verluste, wenn das
       Unternehmen die Produktion nicht von China in die USA verlegt.
       
 (DIR) Neues iPhone X von Apple: Teurer als ein Rechner
       
       Der US-Konzern schleudert ein neues Modell seines Erfolgsprodukts auf den
       Markt. Das hochgerüstete Gerät kostet über 1.100 Euro bei
       Minimalausstattung.
       
 (DIR) Zensur bei Cambridge University Press: Pekings Komplizen
       
       Der älteste Verlag der Welt, Cambridge University Press, erfüllt
       Zensurwünsche der chinesischen Regierung – und rudert dann zurück.
       
 (DIR) Nokia feiert sein Comeback: Das „Ich“ war hier
       
       Nokia ist zurück! Und mit ihm kommt das Bothie, der Nachfolger des Selfies.
       Das neue Handy macht Fotos in zwei Richtungen – gleichzeitig.
       
 (DIR) Gewerkschaftsgründung bei Facebook: Daumen hoch für fairen Lohn
       
       Angestellte der Facebook-Cafeteria gründen eine Gewerkschaft. 5.000
       Menschen arbeiten im Essenssektor des Silicon Valley.
       
 (DIR) Apple löscht VPN-Apps in China: Die Tunnel werden zugeschüttet
       
       Über VPN-Tunnel konnten Internetnutzer in China bisher Sperren der Zensoren
       umgehen. Doch nun sollen auch diese Verbindungen blockiert werden.
       
 (DIR) Freihandelszone Iskandar in Malaysia: Von Chinesen für Chinesen
       
       Die malaysische Freihandelszone ist ein gigantisches Zukunftsprojekt mit
       Modellstadt und Fun-Parks. Wer hat was davon?