# taz.de -- Frauenfußball-EM in den Niederlanden: Und schon wieder „Hu! Hu! Hu!“
       
       > Das isländische Team mobilisiert bei der EM mehr Fans als die großen
       > Nationen. Gegen Frankreich beeindruckt es trotz einer knappen Niederlage.
       
 (IMG) Bild: Da feiern sie wieder, die isländischen Fans, diesmal zusammen mit ihren -dottirs
       
       Tilburg taz | Vielleicht hatte Freyr Alexandersson einfach der royale
       Rahmen inspiriert. „Koning Willem II Stadion“ steht an der Backsteinfassade
       von Tilburg, die bei untergehender Sonne fürwahr majestätisch wirkt. Und
       hätte es einen besseren Schauplatz gegeben, als in dem zum Andenken an
       König Wilhelm II. der Niederlande erbauten Stadion ein bisschen nationalen
       Pathos aufzutragen?
       
       Vom Stolz eines Volks; vom Privileg, einer Gemeinschaft anzugehören,
       erzählte der Trainer von Islands Frauennationalmannschaft, nachdem sein
       Team zwar unglücklich gegen Frankreich 0:1 verloren hatte, aber die Herzen
       gewonnen hatte.
       
       „Wir sind eine starke Gruppe, in der wir alle füreinander da sind. So sind
       wir! Egal ob Männer oder Frauen, ob schwarz oder weiß. Wir halten
       zusammen.“ Der Fußballlehrer hob im Presseraum die Stimme – möge dieses
       große Statement doch bitte über die Kleinstadt Tilburg hinausschwappen. Die
       Beschwerde über den zumindest umstrittenen Elfmeter, den die italienische
       Unparteiische Carina Vitulano nach einem Klammergriff der kurz zuvor
       eingewechselten Elin Jensen verhängte – und den Eugénie Le Sommer
       verwandelte (86.) – trat deshalb schnell in den Hintergrund.
       
       Zu viel Stolz empfand der isländische Nationaltrainer, was sich an diesem
       milden Sommerabend auf Gegengerade und Hintertortribüne abgespielt hatte:
       eine Reminiszenz der Ereignisse von vor einem Jahr, als isländische
       Fußballfans bei der EM in Frankreich ihre Freudenfeste mit einem Gesang
       feierten, den am Ende sogar der Gastgeber (nach einem 5:2 gegen Island im
       Viertelfinale) nachahmte.
       
       ## „Unterstützt uns – diese Mannschaft hat es verdient“
       
       Nun sorgten rund 2.500 mitgereiste Landsleute für ein Abziehbild in
       Kleinformat. Als würde das fußballverrückte Volk auf die Idee gekommen
       sein, die Story der Männer nun einfach einen Sommer später bei den Frauen
       fortzuschreiben. Hu! Hu! Hu! Und dann die Hände im Stakkato zum Himmel und
       immer schneller. Hu!, Hu! Hu! Unbestätigten Schätzungen zufolge kündigt
       sich über den Flughafen Schiphol die Einreise von noch viel mehr Menschen
       über Reykjavík an. Trainer Alexandersson scherzte bei der Frage, wie
       viele noch kommen würden: nicht Tausende, sondern „Millionen!“ Was nicht
       geht, weil die Vulkaninsel nur 330.000 Bewohner zählt.
       
       „Unterstützt uns – diese Mannschaft hat es verdient“, rief der 34-Jährige
       noch aus. Sein Ensemble bot am Dienstagabend tatsächlich einer Topnation
       die Stirn. „Wir hatten zwei Chancen – die hätten wir nutzen müssen“, sagte
       der Trainer, der aus einem Reservoir von nur 7.200 registrierten
       Spielerinnen seine Auswahl formen muss. Die wenig zimperlichen Vorderleute
       vor der Torfrau Guðbjörg Gunnarsdóttir hatten es fast geschafft, die
       spielerische Dominanz der Französinnen versanden zu lassen.
       
       Dass der Isländische Fußballverband (KSI) bei all dem Hype um seine
       männlichen Euro-Helden nicht vergessen hat, auch die weibliche Sparte
       kräftig zu fördern, zahlt sich aus. Bei den letzten beiden EM-Turnieren war
       Island dabei, verlor vor vier Jahren aber gegen Deutschland in der
       Gruppenphase mit 0:3 und im Viertelfinale gegen Schweden mit 0:4.
       
       Solche Lehrstunden wird es kaum mehr geben. Island hat es geschafft, in die
       Niederlande eine größere Anhängerschaft für den Frauenfußball zu
       mobilisieren als Frankreich, Deutschland, Schweden oder Norwegen. In der
       WM-Qualifikation treffen die deutschen Fußballerinnen am 20. Oktober in
       Wiesbaden übrigens auf die Isländerinnen. Dort darf man sich schon freuen.
       Aufs Überkopfklatschen. Und natürlich: Hu! Hu! Hu!
       
       19 Jul 2017
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Frank Hellmann
       
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