# taz.de -- Kommentar Eskalationen im Nahen Osten: Gewalt wird mit Gewalt vergolten
       
       > Der Abschuss eines syrischen Kampfflugzeugs ist Symptom eines erbitterten
       > Verteilungskampfs. Der findet längst nicht mehr nur in Syrien statt.
       
 (IMG) Bild: Seit Beginn der Kämpfe in Mossul im Oktober sind 750.000 Menschen geflohen
       
       Erstmalig wurde ein Kampfflugzeug der syrischen Regierungsstreitkräfte
       [1][durch die USA abgeschossen]. Diese jüngste Eskalation im syrischen
       Vielfrontenkrieg war schon länger absehbar. Denn neben der Verdrängung des
       „Islamischen Staats“, die alle inner- wie außersyrischen Kriegsbeteiligten
       laut eigener Bekundung angeblich anstreben, geht es bei den Schlachten um
       Takba, Rakka sowie demnächst auch das ölreiche Deir al-Sor in Ostsyrien
       längst um die Verteilung der Beute.
       
       Syrische Regierungsstreitkräfte, „radikal islamistische“ wie „gemäßigte,
       demokratische“ Rebellengruppen und auch die Kurden kämpfen zumeist
       gegeneinander. Manchmal – aus taktischen Gründen – aber auch miteinander,
       sowie mit Unterstützung ihrer jeweiligen ausländischen Verbündeten (Iran,
       Saudi-Arabien, USA oder Russland) um die Kontrolle der ehemals oder zur
       Zeit noch vom IS beherrschten Städte und Regionen.
       
       Eine ähnliche Auseinandersetzung führen im Nachbarland Irak die dortigen
       Regierungstruppen und die Kurden bei der Schlacht um das derzeit noch zur
       Hälfte vom IS besetzte Mossul. Hier droht zudem, nach der jüngsten
       Ankündigung eines Referendums über einen unabhängigen Kurdenstaat im
       Nordirak, das militärische Eingreifen der Türkei.
       
       Doch nicht nur in Syrien und im Irak eskalieren die Konflikte.
       Saudi-Arabien nahm am Wochenende drei iranische Soldaten fest, die
       angeblich mit terroristischen Absichten in die saudischen Hoheitsgewässer
       im Golf eingedrungen waren. Iran beschoss am Montag zur „Vergeltung“ der
       jüngsten Terrorakte in Teheran, für die der lange Zeit von Saudi-Arabien
       unterstützte IS die Täterschaft reklamiert hat, IS-Stellungen in Deir Essor
       mit Raketen.
       
       Zur Begründung dieses ersten iranischen Raketenangriffs auf Ziele im
       Ausland seit dem Golfkrieg gegen Irak in den 80er Jahren erklärte die
       Armeeführung in Teheran, dass sich „die Verteidigung Irans angesichts der
       Bedrohung durch Terroristen und andere Feinde nicht mehr auf die Grenzen
       des Landes beschränkt“.
       
       Dieser Satz erinnert in fataler Weise an die Rechtfertigungen, mit denen
       die USA seit den Anschlägen vom 11. September 2001 den weltweiten,
       überwiegend mit völkerrechtswidrigen Mitteln geführten „Krieg gegen den
       Terrorismus“ betreiben.
       
       20 Jun 2017
       
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 (DIR) Andreas Zumach
       
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