# taz.de -- Aktuelles aus der Gefahrenzone: Das wird ein Fest – zumindest für mich
       
       Der G-kacken-Report 
       
       von Silke Burmester
       
       Hallöchen, hallöchen, die Laune ist wieder besser. Das liegt daran, dass
       Gruner + Jahr, ein ehemals bedeutendes Verlagshaus, anlässlich des G20 eine
       große Kampagne für die Pressefreiheit gestartet hat. Und daran, dass heute
       „Hedonistisches Massencornern“ angesagt ist. „Cornern“, ein Ausdruck, den
       ich den älteren LeserInnen gern erklären will: Er bezeichnet das
       Herumsitzen mit Freunden an Straßenecken. Man redet und trinkt und sitzt
       herum. Das soll heute als Protest gegen den G20 stattfinden.
       
       Und wenn der G20 die eine Sache ist, so ist das Vorhaben, „das Festival der
       Demokratie“, wie der Innensenator die zu erwartende
       Schutt-und-Asche-Veranstaltung nennt, inmitten eines Wohnviertels
       stattfinden zu lassen, etwas, das unbedingten Widerstand verlangt.
       Entsprechend habe ich Dutzende von Freunden und Bekannten angemailt, werde
       Kuchen backen, Bowle machen und gegen 18 Uhr Tisch und Stühle auf den
       Gehweg tragen. Das wird ein Fest! Zumindest für mich – falls niemand kommt
       und die Bowle und ich allein bleiben.
       
       Ich hätte vielleicht noch in die Mail schreiben sollen, dass man sich
       möglichst farbenfroh kleidet, um nicht nach „Schwarzem Block“ auszusehen
       und gleich angegangen zu werden. Lustigerweise haben die MitarbeiterInnen
       des Spiegels diese Anweisung bekommen, damit sie ohne Schwierigkeiten an
       ihren Arbeitsplatz gelangen. Ansonsten scheint man da also entsprechend der
       Stimmung im Haus eher düster gekleidet zu sein.
       
       Dunkle Gestalten gehen auch schon länger in einem Haus des Schanzenviertels
       ein und aus. Dort wurde der Dachboden ausgebaut, aber nie bezogen. Nur eben
       komische, nach Unauffälligkeit schreiende Herren schleichen dort rein und
       wieder raus. Die Hausbewohner vermuten in ihnen Scharfschützen oder
       Abhörexperten. Ich verstehe ja nicht, dass man da nicht mal klingelt.
       Hingehen und fragen. Kann doch nicht so schwer sein. „Ding, dong! Was
       machen Sie hier?“
       
       Macht die Polizei doch auch. Kaum biegt ein Auto mit einem zugegebenermaßen
       ziemlich abgerockten Pferdetransporter in meine Straße ein, springen fünf
       Polizisten aus dem Nichts, um nach den Papieren zu fragen. Und im
       Zusammenhang mit dem Umstand, dass die Polizeirösser hier bereits alles
       vollkacken, bin ich umso froher, dass der Scheich abgesagt hat, der mit
       seinen Kamelen kommen wollte.
       
       Der brasilianische Präsident, der letzte Woche abgesagt hatte, will nun
       doch anreisen. Heute hü, morgen hott. Ein wenig mehr Planungssicherheit
       würde ich mir schon wünschen. Schließlich dekorieren wir liebevoll das
       Viertel mit Transparenten. Morgen gibt es eine Nachttanzdemo. Ich hoffe,
       dass sie dann merken, dass wir uns wirklich auf sie freuen.
       
       5 Jul 2017
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Silke Burmester
       
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