# taz.de -- heute in hamburg: „Für und nicht gegen etwas“
       
       > Herumlungern Hard Cornern zu G20: Alternative Demonstration mit
       > No-G20-Musikprogramm
       
       taz: Miko Hucko, was bedeutet hard Cornern?
       
       Miko Hucko: Im Grunde, sich auf der Straße zu treffen und Raum einzunehmen.
       Cornern, also das Herumlungern an einer Straßenecke, bedeutet einfach, auf
       der Straße Musik zu hören und Getränke am Kiosk zu kaufen. Beim hard
       Cornern liegt der Fokus, im Gegensatz zu gängigen Protesten, auf dem
       Zwischenmenschlichen: gemeinsam an der Ecke zu stehen und eigentlich nichts
       Aktives zu tun.
       
       Also eine Alternative zur gängigen Demonstration? 
       
       Ja, Demonstration heißt ja immer etwas zu zeigen. Und Cornern ist ja etwas,
       das den Ideologien der Leute, die den G20-Gipfel mittragen, zutiefst
       widerspricht. Nichtstun ist das Radikalste, was man tun kann. Vor allem in
       einer Gesellschaft, die erwartet, dass man etwas produziert. Einfach auf
       der Straße zu sein, ist für uns sehr politisch. Es muss kein Raum betreten
       werden, der bereits durch Normen, Konventionen oder Gesetze vorstrukturiert
       ist. Alles entsteht in dem Moment, in dem man gemeinsam einfach da ist.
       
       Was soll darüber hinaus passieren? 
       
       Die Idee ist, dass sich die Leute möglichst dezentral und lustvoll ihre
       eigene Corner einrichten. Und zwar da, wo sie es für richtig halten. Was
       sie tun, liegt also nicht in unserer Hand. Es ist natürlich cool, wenn die
       Leute dazu Radio hören. Am besten dasselbe Programm. Wir empfehlen den
       Sender FSK 93,0.
       
       Warum? 
       
       Weil es da von 16 bis 22 Uhr das No-G20-Musikprogramm gibt. Es gibt
       verschiedene DJ-Sets, stündlich „andere Nachrichten“, motivierende Texte
       und Jingles, die im Kontext zum G20-Gipfel stehen.
       
       Was ist das Ziel der Aktion? 
       
       Dass die Menschen zeigen, wie sie sich ihre Welt vorstellen. Es geht also
       nicht darum gegen, sondern für etwas zu sein. Mit „Alles Allen“ streben wir
       eine Welt an, in der alles allen gehört und alle das Sagen haben. Wir haben
       die gemeinsame Vision von einem Leben außerhalb kapitalistischer Strukturen
       und des Nationalstaates. Wir wollen die Dinge untereinander regeln und kein
       Oben und Unten.
       
       Das klingt nach Anarchie. 
       
       Für uns stehen Lust und Vertrauen im Vordergrund. Und das bringt natürlich
       auch Chaos mit sich. Wir wollen jedoch betonen, wofür wir sind, um aus der
       Anti-Haltung herauszukommen, die in den letzten Jahren mit diesem Wort
       verbunden war.
       
       Interview Katharina Kücke
       
       Hard Cornern: St. Pauli, Karoviertel, Schanze, anderswo; Radio FSK 93,0,
       16–22 Uhr
       
       4 Jul 2017
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Katharina Kücke
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA