# taz.de -- Guck mal, da ist doch ein Regenbogen!
       
       > Fahne Trotz Streits unterstützt Tennis Borussia Berlin wieder die Respect
       > Gaymes an diesem Samstag
       
       Einfach war die vergangene Saison nicht für Tennis Borussia Berlin. Dennoch
       steht das Ziel der kommenden Spielzeit in der Oberliga Nordost für den
       TeBe-Vorstandsvorsitzenden Jens Redlich fest: „Wir wollen aufsteigen.“
       
       Das wollte der Verein schon in der abgelaufenen Saison – und stand am Ende
       vor einem mittleren Scherbenhaufen. Am Jahresanfang war offenbar geworden,
       dass der Verein sich finanziell übernommen hatte. Von einem
       „Haushaltsdefizit im sechsstelligen Bereich“ war die Rede. Für
       Außenstehende völlig überraschend übernahm daraufhin im März Redlich das
       Ruder – er ist auch geschäftsführender Gesellschafter des Hauptsponsors des
       Vereins, der Fitnesscenter-Kette Crunch Fit.
       
       Bei vielen Fans schrillten daraufhin die Alarmglocken. So dankbar man war,
       dass sich jemand des Vereins erbarmte, so sehr fühlten sich doch einige an
       vergessen geglaubte Zeiten erinnert. Bereits zweimal war man beim TeBe auf
       dubiose Investoren hereingefallen – erst auf die Göttinger Gruppe, dann auf
       die Treasure AG. Beide Male endete das Engagement der vermeintlichen Retter
       in sportlichem Abstieg und finanziellen Turbulenzen.
       
       Zur Eskalation kam es, als bei den letzten beiden Heimspielen des TeBe im
       Fanblock eine Regenbogenfahne mit Vereinswappen gehisst wurde, obwohl der
       Vorstand das untersagt hatte. Dabei hatte es dafür im Dezember einen
       eindeutigen Beschluss der Mitgliederversammlung gegeben. Auch der
       Aufsichtsrat hatte sich auf Seiten der Fans positioniert. Immerhin ist der
       Verein bekannt für sein Engagement gegen Homophobie. Seit Jahren – und auch
       in diesem Jahr – unterstützt er die Respect Gaymes und aus seiner Fanszene
       war die Kampagne „Fußballfans gegen Homophobie“ gegründet worden, die der
       DFB 2016 mit dem Julius-Hirsch-Preis auszeichnete.
       
       Erst als der Schlamassel um die Fahne bereits für reichlich negative
       Schlagzeilen gesorgt hatte, stellte Redlich in einem offenen Brief klar,
       dass der Verein zu der Fahne und zu seiner Fanszene stehe. „Ich wurde da
       überrascht und habe das Thema dann sicher etwas stiefmütterlich behandelt“,
       sagt er heute, „Für mich hatte die wirtschaftliche Rettung des Vereins
       Priorität.“
       
       Ohnehin hat Redlich den Konflikt nur geerbt. Der Ball war längst vor seinem
       Amtsantritt ins Rollen gekommen. Fans vermuten, dass Redlich möglicherweise
       von Geschäftsführer Andreas Voigt, der als ehemaliger Vorstandsvorsitzender
       den Verein eigentlich gut kennen sollte, schlecht beraten wurde.
       
       Inzwischen hat der Verein, wenn auch spät, reagiert. Und auch sportlich
       scheint TeBe langsam wieder in die Spur zu kommen. Das verloren gegangene
       Vertrauen vieler Fans in die Vereinsführung wieder aufzubauen dürfte indes
       noch dauern. Jan Tölva
       
       30 Jun 2017
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jan Tölva
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA