# taz.de -- Und täglich grüßt der Stegner: Moin aus Bordesholm
       
       > Der SPD-Fraktionschef ist ein Poweruser der sozialen Netzwerke. Er
       > twittert ständig und begrüßt die Schleswig-Holsteiner jeden Morgen auf
       > Facebook.
       
 (IMG) Bild: Shitstom – na und? Ralf Stegner macht einfach unverdrossen weiter
       
       Bremen taz | Der erstaunlichste Facebook-Account eines deutschen Politikers
       ist der von Ralf Stegner. Allmorgendlich wünscht der
       schleswig-holsteinische SPD-Chef der Welt dort einen „Guten Morgen aus
       Bordesholm“, listet einige Termine des Tages auf („Gleich Frühverteilung
       von Flugblättern am Bordesholmer Bahnhof“) und schließt mit einem Musiktipp
       als Youtube-Link, „für Euch da draußen im digitalen Orbit“.
       
       Unterstellt man nun, dass Ralf Stegner die Auswahl seiner Musiktipps am
       vorher referierten Tagesprogramm orientiert, wird es richtig unheimlich:
       Die „Frühverteilung von Flugblättern am Bordesholmer Bahnhof“ etwa
       inspiriert ihn zu Bruce Springsteens „Hungry Heart“.
       
       Ob man will oder nicht: Die Vorstellung, wie Ralf Stegner in der
       Morgendämmerung hüftschwingend Flugblätter an die vier Bordesholmer
       Berufspendler auf Gleis 1 verteilt, ist verstörend. Aber es stimmt
       natürlich: „Everybody’s got a hu-hu-hungry heart“, das gilt gerade für ihn,
       der seine politische Karriere nicht in allererster Linie seiner
       sympathischen Ausstrahlung verdankt.
       
       ## Ein entgrenzter Shitstorm folgt auf dem Fuße
       
       Wie groß der Hass auf Stegner ist, konnte man bis vor Kurzem auch auf
       seinem Facebook-Profil nachlesen: Denn ebenso ritualisiert wie seine
       morgendlichen Begrüßungsworte, folgte ihnen auf dem Fuße ein unfassbar
       entgrenzter Shitstorm: Fäkalausdrücke, Drohungen, Beleidigungen, die ganze
       Skala zwischen Spott und Häme ergoss sich allmorgendlich über den
       Politiker. Und der? Machte einfach weiter, als wäre nichts geschehen:
       „Guten Morgen aus Bordesholm.“
       
       Der Facebook-Account als Psychogramm eines Mannes, der einfach immer
       weitermacht. Der auf seinem Wahlkampf-Ritt durch die
       schleswig-holsteinische Provinz Songs postet wie „I’m a lonesome Rider“,
       „Rescue Me“ und „You’ll never walk alone“. Nach einer „spannenden
       Wahlkampftour“ durch Itzehoe mit Besuch des dortigen Krankenhauses fällt
       selbst dem unverdrossenen Bordesholmer Frühaufsteher nur noch „Stranded“
       von Van Morrison ein.
       
       ## Plötzlich „nur noch halb unsympathisch“
       
       Die Shitstorms auf Stegners Account haben inzwischen aufgehört – wohl, weil
       die Seite von ihm und seinem Team strenger moderiert wird. Pöbelnde User
       werden geblockt, Kommentare gelöscht. Nur vereinzelt geäußerte Wünsche, man
       möge Stegner „dahin befördern, wo er hingehört: Auf den Müllhaufen der
       Geschichte“ sind noch zu lesen – ansonsten ist Ruhe eingekehrt.
       
       Und als er an einem Wochenende im Februar den Kuschelsong „Und dein Blick
       sagt: bitte pack mich ein“ von Stefan Waggershausen postet, da passiert es,
       dass tatsächlich jemand schreibt, Stegner sei „irgendwie nur noch halb
       unsympathisch“.
       
       29 Apr 2017
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Karolina Meyer-Schilf
       
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