# taz.de -- heute in Bremen: „Migranten enorm wichtig“
       
       > Migration Das ZIS lädt zum Vortrag über die Entwicklung von türkischen
       > Arbeitsmigranten
       
       taz: Herr Elis, war Migration nach Deutschland früher einfacher als heute? 
       
       Ali Elis: Früher gab es ein Abkommen zwischen Deutschland und der Türkei,
       das die Arbeitsmigration regelte. Die Migration geschah also in
       gegenseitigem Einverständnis. Heute ist die Ausgangslage eine völlig
       andere. Das kann man eigentlich nicht vergleichen.
       
       Was waren die Ursachen für die Migration nach Deutschland vor 60 Jahren? 
       
       Auf türkischer Seite war der hauptsächliche Grund die wirtschaftlich
       schlechte Lage der Türkei. Viele fanden keine Arbeit und gingen deshalb
       nach Deutschland. Auf deutscher Seite waren Arbeitsmigranten natürlich sehr
       willkommen, da man nach dem Krieg viele Arbeitskräfte für den Wiederaufbau
       brauchte.
       
       Welche Ursachen erkennen Sie heute? 
       
       Der Problembereich heute ist ein völlig anderer. Heute fliehen die Leute
       aufgrund von Krieg und Terror.
       
       Auf welche Missstände wollen Sie mit Ihrer Veranstaltungsreihe aufmerksam
       machen? 
       
       Unser Fokus liegt ganz klar auf Arbeitsmigration. Viele der Migranten leben
       immer noch in Deutschland und haben jetzt das Rentenalter erreicht. Obwohl
       sie viele Jahre hier gearbeitet haben, sind sie jetzt von Altersarmut
       betroffen. Wir wollen diese Menschen unterstützen und auf die Probleme
       aufmerksam machen.
       
       Lässt sich ein Wandel der Gesellschaft durch Migration in den vergangenen
       60 Jahren feststellen? 
       
       Natürlich. Es leben ungefähr 17 Millionen Menschen mit
       Migrationshintergrund in Deutschland. Die Gesellschaft ist dadurch
       interkulturell geworden. Aber das ist auch nötig. Die deutsche Gesellschaft
       ist eine alternde. Um wirtschaftlich weiter stark zu bleiben, sind
       Migranten enorm wichtig.
       
       Als Referent haben Sie Dr. Etem Ete, Facharzt für Psychiatrie, geladen.
       Welche Rolle spielt die Psyche bei Migration? 
       
       In dem Vortrag wollen wir uns mit der Frage beschäftigen, welche Auswirkung
       Migration auf den einzelnen Menschen und auf die Familie hat. Ein anderer
       Grund, warum wir Herrn Dr. Ete eingeladen haben, ist, dass sein Vater der
       Minister in der Türkei war, der das Abkommen mit Deutschland abgeschlossen
       hat, welches die Arbeitsmigration möglich gemacht hat. Er ist also ein
       Zeitzeuge des Prozesses.
       
       Interview Maximilian Schmidt
       
       „60 Jahre Migration nach Deutschland – Erfahrungsberichte eines
       Zeitzeugen“: 17 Uhr, Stadtbibliothek Bremen
       
       24 May 2017
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Maximilian Schmidt
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA