# taz.de -- EX KLUSIV  
       
       > 32 Seiten zu 50 Jahre Gegenöffentlichkeit ++ Jetzt am Kiosk ++ und auch
       > online ++ Wie alles begann ++ Those Were The Days ++ Benno Ohnesorg ++
       > Kuba ++ Ruanda ++ Ukraine ++ Linke Medien ++ Rechte Medien ++ Fake News
       > ++ Social Bots ++ Hoaxmap ++ Bibel ++ TV-Serien ++ Propaganda ++ Chronik  
       
       Was kann Gegenöffentlichkeit, 50 Jahre nachdem Benno Ohnesorg erschossen
       wurde? 1967 schien die Welt sortierter, aber immerhin war Hochglanz noch
       Hochglanz: Kritik am Staatsbesuch des autoritären Schahs und seiner Frau
       Farah war unerwünscht, stattdessen fand in den großen Blättern glamouröse
       Hofberichterstattung statt und die Demonstrant*innen vor der Oper wurden
       medial erfolgreich zu rüpelnden Spielverderbern dieses Staatsbesuches
       stilisiert.
       
       50 Jahre später ist die Lage weitaus komplizierter: Dem Ruf nach
       Gegenöffentlichkeit nach den Schah-Protesten wurde zwar rege Folge
       geleistet – unter vielen anderen auch mit der Gründung dieser Tageszeitung
       – doch die Öffentlichkeit und damit auch die Gegenöffentlichkeit haben sich
       seither radikal verändert.
       
       Durch die sozialen Medien sind kleinste Nischen sichtbarer geworden, kann
       sich jede – je nach Perspektive, noch so abseitige – Splittergruppe
       buchstäblich lauthals präsentieren. Interessengruppen werden so nicht
       gehört, wenn sie besonders groß sind, sondern wenn sie auffallend lärmend
       sind – und wenn die Nachricht dazu möglichst viele Klicks verspricht.
       Boulevard klickt, Fake News auch.
       
       Und dies in einem horrenden Tempo: Leicht kopiert sich, was gerade knapp
       quergelesen wurde und kaum je den Hauch Reflexion bekommen hat. Auch wenn
       Fake News keineswegs ein neues Phänomen sind: Die Geschwindigkeit von
       Newsproduktion ist durch ökonomische Zwänge und technische Möglichkeiten
       oftmals schneller geworden als der Informationsfluss selbst.
       
       Womit Gegenöffentlichkeit längst auch zum Kampfbegriff geworden ist: Linke
       wie rechte Bewegungen reklamieren unterdessen Gegenöffentlichkeit für sich,
       um gerade deswegen besonders glaubwürdig zu sein. Andererseits: Wer hat
       behauptet, gegen den Strom zu schwimmen sei nicht mit Anstrengungen
       verbunden? Demokratie lebt von unterschiedlichen Meinungen, zuweilen auch
       von Widersprüchen. 50 Jahre Gegenöffentlichkeit, eine Bestandsaufnahme –
       wir wünschen Ihnen viel Vergnügen beim Lesen!
       
       Gina Bucher + Jan Feddersen mit Volkan Ağar, Johannes Drosdowski, Laila
       Oudray, Malaika Rivuzumwami, Manu Schubert, Paul Toetzke, Jann-Luca Zinser
       
       24 May 2017
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Gina Bucher
       
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