# taz.de -- Weißrussischer Oppositioneller inhaftiert: Der unbeugsame Nikolai Statkewitsch
       
       > Er ist einer der bekanntesten Oppositionellen des Landes. Am Wochenende
       > wurde er wieder inhaftiert, weil er zu einer Demo aufrief.
       
 (IMG) Bild: 2015 wurde Statkewitsch von Lukaschenko zuletzt begnadigt. Hier spricht er 2016 in Polen bei einem Auftritt
       
       Es war nur eine Frage der Zeit, wann die weißrussischen Behörden Nikolai
       Statkewitsch wieder aus dem Verkehr ziehen würden. Am Wochenende wurde der
       Sozialdemokrat, einer der bekanntesten Oppositionellen des Landes, abermals
       inhaftiert – zunächst für fünf Tage. Er hatte für den 1. Mai in der
       Hauptstadt Minsk zu einer Demonstration für wirtschaftliche und soziale
       Reformen aufgerufen.
       
       Der 60-Jährige gilt seit jeher als Quertreiber. Statkewitsch studierte an
       der Militärakademie in Minsk Ingenieurwissenschaften und promovierte
       anschließend im Bereich Luftabwehr. Anfang 1991 trat er aus Protest gegen
       die Niederschlagung einer Demonstration in Vilnius durch sowjetische
       Truppen aus der KPdSU aus. Zwei Jahre später wurde er kurz vor seiner
       Habilitation „wegen Diskreditierung des Offiziersranges“ aus der Armee
       entlassen.
       
       1995, ein Jahr nach dem Machtantritt des autoritären Staatspräsidenten
       Alexander Lukaschenko, wurde Statkewitsch Vorsitzender der
       Sozialdemokratischen Partei Narodnaja Gramada BSDP (NH). Am 17. Oktober
       2004 votierten die WeißrussInnen bei einem Referendum für eine
       Verfassungsänderung, die Lukaschenko eine dritte Amtszeit ermöglichte.
       Statkewitsch setzte sich an die Spitze einer Protestbewegung gegen den
       seiner Meinung nach vorliegenden massiven Wahlbetrug und wurde dafür 2005
       zu drei Jahren Haft verurteilt.
       
       Im Dezember 2010 trat Statkewitsch bei der Präsidentschaftswahl an und
       wurde bei anschließenden Demonstrationen festgenommen. Am 26. Mai 2011
       erging das Urteil: sechs Jahre verschärftes Arbeitslager wegen der
       Anzettelung von Massenunruhen. Im Jahr darauf wurden die Haftbedingungen
       verschärft, da sich der Gefangene angeblich der Lagerordnung widersetzt
       hatte.
       
       2015 wurde Statkewitsch von Lukaschenko begnadigt. [1][Statkewitsch sagte
       der Deutschen Welle], andernfalls hätte Minsk finanzielle Hilfen des
       Westens verspielt. Dem Dauerpräsidenten wirft er auch eine systematische
       Russifizierung Weißrusslands vor. „Herr Lukaschenko“, fragte er in einem
       offenen Brief, „Sie hassen alle Weißrussen, aber Sie, sind Sie nicht auch
       Weißrusse?“
       
       2 May 2017
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.dw.com/de/freigelassener-oppositioneller-warnt-vor-wei%C3%9Frusslands-lukaschenko/a-18669591
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Barbara Oertel
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Weißrussland
 (DIR) Alexander Lukaschenko
 (DIR) Weißrussland
 (DIR) Nobelpreis für Literatur
 (DIR) Alexander Lukaschenko
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Die EU und Weißrussland: Alles in bester Ordnung
       
       Die EU will die Sanktionen gegen den autoritären Staat aussetzen, weil die
       Wahl ruhig verlief. Oppositionsführer durften allerdings nicht teilnehmen.
       
 (DIR) Reaktionen auf Literaturnobelpreis: Historischer Tag für Weißrussland
       
       Weißrusslands Opposition ist begeistert vom Nobelpreis für Alexijewitsch.
       Aber es gibt auch andere Meinungen.
       
 (DIR) Kommentar Weißrussland: Barmherzigkeit aus Kalkül
       
       Weißrusslands Präsident Lukaschenko lässt politische Gefangene frei. Das
       ist vor allem ökonomischen Interessen geschuldet.