# taz.de -- Die Skandalbilanz von ExModerator Bill O’Reilly: Ein rachsüchtiger Egomane
Bridge and Tunnel
von Ophelia Abeler
Ich kann mir nicht vorstellen, dass Bill O’Reilly von Fox News all diese
Frauen sexuell belästigt haben soll, die jetzt auftauchen und ihn seinen
schönen Job als Moderator der seit 15 Jahren quotenstärksten
Kabelfernsehshow Amerikas gekostet haben. Donald Trump hat auch gesagt, er
kann es sich nicht vorstellen, dass O’Reilly irgendetwas falsch gemacht
haben soll.
Schauen Sie sich Bill O’Reilly einmal an – dieser Mann ist ein derartiger
Egomane, unvorstellbar, dass der mit irgendjemand anderem als sich selbst
Sex haben wollen könnte, und den Sex mit sich selbst bitte auf jeden Fall
in einem Spiegelkabinett. Oder doch?
Bill O’Reilly hat, wie kürzlich herausgekommen ist, etwa 13 Millionen
Dollar Schweigegeld in außergerichtlichen Vereinbarungen an verschiedene
Frauen gezahlt, die ihn sonst wegen sexueller Belästigung angezeigt hätten.
Und das unter der Ägide von Fox-News-Gründer Roger Ailes, der wegen
gleichgearteter Vorwürfe gehen musste. Ach, Fox News, du Saustall!
## Abgang mit 25 Millionen
Warum nur gehen die Lügen der rechtspopulistischen News in den USA immer
mit Sexskandalen Hand in Hand, mit Geldsummen in Millionenhöhe, mit
Männern, die eigentlich schon im Rentenalter sind und Frauen, deren
Fönfrisuren genauso betoniert sind wie ihre autoaggressiven Ansichten zu
Abtreibung, Kranken- und Sozialversicherung? Und mit peinlichen
Verwechslungen zwischen einer Luffagurke und einem Falafel? Bill O’Reilly
wollte jedenfalls gerne unter der Dusche mit „so einem Ding“ an Andrea
Mackris herumfummeln, einer Kollegin, der er kurz darauf 9 Millionen Dollar
zahlte, damit sie genau das niemandem erzähle, und auch nicht, dass er
gesagt hat, jede Frau, die ihn angreife, werde sich noch wünschen, nie
geboren worden zu sein.
Bill O’Reilly ist eines der vollendetsten Arschlöcher, die es je gegeben
hat. Makellos auch sein Abgang jetzt, mit 25 Millionen Dollar von Fox News
vergoldet (Roger Ailes bekam 40 Millionen), einem Jahresgehalt, das der
Sender ihm noch schnell hinterherwirft dafür, zuletzt eine
afroamerikanische Mitarbeiterin „hot chocolate“ genannt zu haben, natürlich
eine „unfassbare Verleumdung“, wie O’Reilly gerade aus Rom verlauten ließ,
wohin er vor der bösartigen Hetze geflohen ist, zuletzt sah man ihn im
Vatikan. „Die Wahrheit werde die Zuschauer erschüttern“, sagte er noch,
also warte ich auf noch mehr, noch drastischere Fälle.
Ein ziemlich ansehnlicher Fall ist auch der seiner Exfrau, mit der Bill
O’Reilly sich seit Jahren einen erbitterten Rosenkrieg liefert, darin
gipfelnd, dass er die Kirche aufgefordert hat, ihr die Kommunion zu
verweigern, da sie ja geschieden sei. Er scheißt sich ernsthaft darum, ob
seine Exfrau die 0,01 Kalorien Oblate bekommt oder nicht. Von
ursprünglichen 14 Millionen, die er ihr zahlen musste, hat er sich gerade
10 wiedergeholt, wenn ich das richtig verstanden habe, und zwar, indem er
sie und ihren Anwalt wegen Scheidungsbetrugs zurückverklagt hat. Jetzt will
das Gericht die 1.000-seitige Scheidungsakte öffnen, wogegen O’Reilly
erbittert streitet, weil dann „Details der medikamentösen Behandlung seiner
Kinder“ an die Öffentlichkeit geraten würden.
Damit sind seine Kinder automatisch als Prescription Drug Junkies geoutet.
Wahrscheinlich Adderall (das Äquivalent zu Chrystal Meth, nur vom Arzt,
nicht vom Dealer) oder Ritalin, wie es fast alle über den Scheidungskriegen
ihrer reichen Eltern kaputtgegangenen Kinder bekommen, um in den Augen
ihrer Eltern zu funktionieren.
In der Akte soll auch stehen, dass er seine Frau gewürgt und die Treppe
heruntergezerrt hat, aber die Bitch hat es sicher verdient.
Seine Rachsucht und seine cholerischen Ausbrüche sind legendär. Der Musiker
Deadmau5 hat O’Reilly in einem Track verewigt, wo man O’Reillys Stimme
hört, wie er Mitarbeitern seiner Sendung gegenüber ausrastet, weil er etwas
nicht vom Teleprompter ablesen kann. „We’re doing it live!“ schreit er, und
„shut the fuck up“, dazu hat er einen makellos sitzenden Anzug an und
sobald man die dann on air gegangene Moderation sieht, ist alles superduper
in Ordnung, die Sonne geht auf mit diesem Mann, der sich immer als „simple
man“ bezeichnet, als einen, der „auf seine Leute aufpasst“, womit er seine
republikanischen Zuschauer meint, die er nach klassisch konservativer
Manier mit ihrem Leibgericht Angst füttert, damit sie seinen Kumpel Donald
Trump wählen.
O’Reilly ist auch Bestsellerautor. Seine Buchtitel (Auswahl): „Killing
Lincoln“, „Killing Kennedy“, „Killing Jesus“, „Killing Patton“, „Killing
Reagan“.
Ich kann seine Autobiografie „Killing O’Reilly“ kaum erwarten.
Ophelia Abeler ist Kulturkorrespondentin der taz in New York
27 Apr 2017
## AUTOREN
(DIR) Ophelia Abeler
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