# taz.de -- Parlamentswahl in Bulgarien: Der Ex ist der Neue
       
       > Die konservative Gerb-Partei hat die Parlamentswahl in Bulgarien
       > gewonnen. Nun sucht der ehemalige Ministerpräsident Borissow einen
       > Koalitionspartner.
       
 (IMG) Bild: Er hat's schon wieder getan: Wahlsieger Boiko Borissow
       
       Sofia afp/rtr | In Bulgarien hat die konservative Gerb-Partei von
       Ex-Ministerpräsident Boiko Borissow die Parlamentswahl offiziell gewonnen.
       Die Partei kam auf 32,6 Prozent der Stimmen, wie am Montag aus dem
       offiziellen Wahlergebnis auf Basis von 94 Prozent der ausgezählten
       Stimmzettel hervorging. Die Gerb-Partei verfügt damit über 96 von 240
       Sitzen im Parlament. Im alten Parlament war die Partei mit 84 Sitzen
       vertreten. Die sozialistische PSB-Partei kam auf 27 Prozent und damit 79
       Sitze.
       
       Borissow war bereits zwei Mal Regierungschef Bulgariens und könnte nun bald
       eine dritte Amtszeit antreten. Der 57-Jährige hatte bereits am Sonntagabend
       den Wahlsieg für sich reklamiert und für Montag erste Verhandlungen mit
       möglichen Koalitionspartnern angekündigt. Er gehe von einer „schnellen
       Regierungsbildung“ aus, sagte Borissow.
       
       Ob der Gerb die Regierungsbildung gelingen kann, blieb zunächst offen.
       Borissow hatte im Wahlkampf erklärt, er könne eine Koalition mit den
       Nationalisten der Vereinten Patrioten und den Reformisten bilden. Die
       Vereinten Patrioten kamen der Auszählung zufolge auf rund neun Prozent.
       
       ## Zehn Prozent für die ethnischen Türken
       
       Bei den Reformisten war unklar, ob sie über die Hürde von vier Prozent
       kommen, die zum Einzug ins Parlament berechtigt. Sollten sie es nicht
       schaffen, müsste sich Borissow andere Unterstützer suchen. Sicher ins
       Parlament schaffte es die Partei MRF der ethnischen Türken, die auf etwa
       zehn Prozent kam. Die zweitstärkste Kraft, die BSP, erklärte, nicht in eine
       große Koalition einzutreten. Sie stehe aber für die Bildung einer Regierung
       zur Verfügung, sollte die Gerb damit scheitern.
       
       Zu der Wahl am Sonntag waren 6,8 Millionen Bürger an die Urnen gerufen
       worden. Es war die dritte Parlamentswahl in Bulgarien binnen vier Jahren.
       Sie war nötig geworden, nachdem Borissow nach der Niederlage seiner
       Kandidatin bei der Präsidentenwahl im November den Rücktritt seiner
       Regierung eingereicht hatte. Derzeit wird das Land von einer
       Übergangsregierung geführt.
       
       Der Urnengang galt als Richtungswahl hinsichtlich der künftigen Politik
       Sofias gegenüber der EU, der Bulgarien seit 2007 angehört. Während die
       Chefin der Sozialisten, Kornelia Ninowa, und Präsident Rumen Radew ein Ende
       der europäischen Sanktionen gegen Russland und eine engere Zusammenarbeit
       mit Moskau fordern, tritt Borissow für „pragmatische“ Beziehungen zu Moskau
       ein – und ist ansonsten ein treuer Verfechter von Nato- und EU-Positionen.
       
       27 Mar 2017
       
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