# taz.de -- Opposition in Weißrussland: Hunderte Festnahmen bei Demo
       
       > Die Polizei hat in Minsk eine Veranstaltung der Opposition gewaltsam
       > aufgelöst. Menschenrechtsaktivisten sprechen von „fast 1000“ Festnahmen
       > am Samstag.
       
 (IMG) Bild: Polizeieinsatz in Minsk am 25. März
       
       Minsk AFP | Die autoritäre Staatsführung in Weißrussland ist am Samstag mit
       aller Härte gegen eine Demonstration der Opposition vorgegangen. Es habe
       „fast 1.000“ Festnahmen am Samstag gegeben, sagte der Vorsitzende der
       Bürgerrechtsbewegung Wiasna, Ales Beliatski. Die Polizei in Minsk, die die
       Demonstration teils gewaltsam auflöste, gab keine Zahlen bekannt.
       
       Die Festnahmen begannen bereits vor der am Nachmittag geplanten Kundgebung
       der Opposition in der Hauptstadt Minsk. Eine AFP-Journalistin beobachtete,
       wie Dutzende Demonstranten am Versammlungsort festgenommen und teils auch
       geschlagen wurden. Nachdem die Teilnehmer an ihrer Kundgebung gehindert
       worden waren, zogen etwa 1.000 Menschen Richtung Innenstadt und riefen
       „Schande!“. Sie wurden von der Polizei auseinandergetrieben, viele von
       ihnen festgenommen.
       
       Die Menschenrechtsgruppe Wiasna teilte mit, auch ihr Büro in Minsk sei noch
       vor der geplanten Kundgebung von der Polizei gestürmt worden, es habe dort
       57 Festnahmen gegeben. Unter den Festgenommenen waren demnach auch
       ausländische Beobachter, die später wieder freigelassen wurden.
       
       „Wir wurden auf den Boden geworfen, sie haben Telefone beschlagnahmt“,
       berichtete die französisch-weißrussische Aktivistin Mascha
       Schischtschenkowa von der Organisation Front Line Defenders der
       Nachrichtenagentur AFP. Die Festgenommenen seien in eine Sporthalle
       gebracht worden, es seien wohl „mehrere hundert“ gewesen. Dies wäre die
       härteste Repression gegen die Opposition in Weißrussland seit den Protesten
       nach der Präsidentenwahl von 2010. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty
       International forderte die sofortige Freilassung aller Festgenommenen.
       
       ## Kundgebung für illegal erklärt
       
       Auch der führende Oppositionelle Wladimir Nekliajew, der bei der Kundgebung
       in Minsk sprechen sollte, wurde festgenommen. Seine Frau Olga sagte der
       Nachrichtenagentur AFP, Nekliajew sei bei der Einreise aus Polen
       festgenommen und in ein Haftzentrum in Brest gebracht worden. Die
       staatlichen Medien berichteten am Samstagabend nicht über die Vorfälle.
       
       Die Regierung hatte die Kundgebung der Opposition für illegal erklärt. In
       Minsk waren zahlreiche bewaffnete Polizisten sowie Fahrzeuge mit
       Wasserwerfern im Einsatz. Erstmals seit vielen Jahren waren in Minsk auch
       Polizisten mit Schnellfeuerwaffen zu sehen. In den staatlichen Medien hieß
       es, die Opposition habe Waffenlager angelegt. Präsident Alexander
       Lukaschenko hatte zu Wochenbeginn erklärt, dutzende Menschen trainierten in
       Ausbildungslagern in Weißrussland und im Ausland „bewaffnete
       Provokationen“.
       
       In den vergangenen Wochen waren in Weißrussland bereits tausende Menschen
       gegen die Regierung auf die Straße gegangen. Sie protestierten gegen eine
       Sondersteuer für „Wenigarbeiter“ und forderten den Rücktritt von
       Lukaschenko, der das Land seit 1994 mit harter Hand regiert.
       
       Lukaschenko hatte per Dekret verfügt, dass Menschen, die weniger als sechs
       Monate im Jahr arbeiten, eine Steuer von umgerechnet 189 Euro zahlen
       müssen. Damit solle „Sozialparasitentum“ verhindert werden, erklärte er zur
       Begründung. Angesichts der Proteste setzte er das Dekret vorläufig wieder
       außer Kraft.
       
       26 Mar 2017
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Weißrussland
 (DIR) Alexander Lukaschenko
 (DIR) Minsk
 (DIR) Weißrussland
 (DIR) Weißrussland
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Nach den Protesten in Weißrussland: Der Präsident und die Faulenzer
       
       Tausende Menschen demonstrierten im März gegen Präsident Lukaschenko. Der
       Unmut bleibt, doch die Opposition ist gespalten.
       
 (DIR) Anhaltende Proteste in Weißrussland: Lukaschenko sucht Sündenbock
       
       Seit Wochen protestieren Menschen in Weißrussland gegen eine Steuer, die
       Arbeitslose zahlen sollen. Der Präsident vermutet das Ausland hinter den
       Protesten.