# taz.de -- heute in Bremerhaven: „Die Nadel im Fleisch sein“
       
       > Kabarett Paradiesvogel und Provokateur Kay Ray teilt in seinem
       > Soloprogramm „Yolo!“ kräftig aus
       
       taz: Herr Ray, ist „Yolo!“ Ihr Motto? 
       
       Kay Ray: Der Programmtitel „Yolo!“ hält mich jung. „You only live once“
       passt aber auch sehr gut zu mir. Ich habe in jeder Phase meines Lebens sehr
       intensiv gelebt und empfehle das jedem. Privat habe ich als bisexueller
       Mann erst lange mit einen anderen Mann gelebt, heute lebe ich als
       glücklicher Vater mit Frau und Familie zusammen. Ich hätte nie an eine
       solche Wende geglaubt. Auch in Job habe ich alles ausgelebt: Früher war ich
       vor allem schrill und nackt, heute bin ich melancholischer und
       nachdenklicher.
       
       Sie ziehen sich also nicht mehr vor Publikum aus? 
       
       Das scheint den Leuten unheimlich wichtig zu sein. Vielleicht sollte ich
       mein nächstes Programm „Er zieht sich nicht mehr aus“ nennen, wenn das so
       viel Interesse weckt. „Yolo!“ ist übrigens auch mein erstes richtiges
       Programm. Früher fanden eher Party und Exzesse in meinen Shows statt, heute
       will ich über Politik sprechen.
       
       War die Aufgabe des Friseurberufs auch so eine „‚Yolo!‘-Entscheidung“? 
       
       Ich hätte als Friseurmeister sogar den Laden übernehmen sollen, habe mich
       dann aber kurzfristig dagegen entschieden. Der Abschied fiel mir auch gar
       nicht so schwer, weil Kunst, Farbe und Menschen auch zu meinen Shows
       gehören.
       
       Manchmal schneiden Sie sogar noch auf der Bühne Haare. 
       
       Ich mache das eigentlich nur in meiner Late Night Show in Hamburg. Aber
       „Yolo!“, wenn mich jemand fragt, würde ich es vielleicht auch heute machen.
       Bei meinen Shows experimentiere ich noch immer, es kann alles passieren. Es
       gibt keinen steilen Ablauf. Wenn mich Fotografen nerven, kann es auch sein,
       dass ich doch die Hose runterlasse.
       
       Aber eigentlich wollen sie doch über Politik sprechen? 
       
       Genau. Flüchtlinge, Trump, Brexit, Europa – über all das stelle ich
       unbequeme Fragen. Ich will die Nadel im Fleisch sein und teile gerne gegen
       alle, egal ob links oder rechts, aus. Besonders gerne mache ich mich über
       Facebookhetze lustig. In diesem asozialen Netzwerk äußern sich die
       dümmsten Menschen, die oft keine Ahnung haben.
       
       Interview Vanessa Reiber
       
       „Yolo!“, Soloabend, Theater im Fischereihafen, 20 Uhr
       
       24 Mar 2017
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Vanessa Reiber
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA