# taz.de -- Bremen zieht weiter Säcke über Köpfe
       
       > Einsatz Spuckschutzhauben aus Baumwolle sollen Bremer Polizisten davor
       > schützen, bespuckt zu werden. Polizeigewerkschaft wertet die Methode als
       > Erfolg, auch wenn sie die Angreifer aggressiv macht. Die Linke will
       > Respektlosigkeit gegen Beamte anders bekämpfen
       
 (IMG) Bild: Sieht aus wie eine Trockenhaube, ist aber Schutz vor spuckenden Angreifern: Rose Gerdts-Schiffler vom Bremer Innenressort präsentiert 2014 eine Spuckschutzhaube
       
       Aus bremen Vanessa Reiber
       
       45 Mal wurde in Bremen spuckenden Angreifern im vergangenen Jahr in Bremen
       ein dünner Baumwollsack über den Kopf gezogen. Diese Haube mit dem
       offiziellen Namen „Pol-i-Veil weiß“ soll Polizeibeamte seit 2015 vor Spuck-
       und Beißattacken schützen – und die Polizei bewertet die Methode „Sack über
       den Kopf“ nun als Erfolg. Das geht aus einem Evaluationsbericht der Polizei
       hervor, der gestern in der Bremer Deputation für Inneres vorgestellt wurde.
       In allen Einsätzen konnten „bereits begonnene Spuckattacken gestoppt und
       von Betroffenen angedrohte Spuckattacken verhindert werden“, heißt es in
       dem Bericht.
       
       Dass sich diejenigen, denen der Sack übergezogen wurde, vehement wehrten
       und weiter eine hohe Gewaltbereitschaft zeigten, wird im Bericht zwar
       aufgeführt, jedoch nicht bewertet. In 33 Fällen griffen die Festgesetzten
       die Beamten tätlich an. In vier Fällen erlitten Einsatzkräfte Prellungen an
       Armen und Beinen. Ein Beamter musste wegen eines verstauchten Handgelenks
       im Krankenhaus behandelt werden. Einmal wurde ein Polizist vor dem Einsatz
       der Spuckschutzhaube von Speichel im Auge getroffen.
       
       Trotzdem bewertet die Gewerkschaft der Polizei (GdP) den Einsatz der weißen
       Hauben als gut und bewährt. „Die Haube ist ein niederschwelliges
       Einsatzmittel, das schnell eingesetzt werden kann und Spuckattacken
       erfolgreich verhindert“, sagt Jochen Kopelke, Landesvorsitzender der Bremer
       GdP.
       
       Horst Wesemann, stellvertretender Vorsitzender der Innendeputation (Linke)
       ist mit dem Ergebnis der Evaluation der Polizei allerdings nicht zufrieden.
       „Kein Mensch will eine Tüte über dem Kopf haben“, sagt Wesemann. Er habe
       schon geahnt, dass die Betroffenen vehement Widerstand leisten würden.
       „Selbstverständlich haben die Beamten Anspruch auf eine respektvolle
       Behandlung, die Spuckschutzhaube ist aber keine gute Option“, so Wesemann.
       Das Einsatzmittel sei nur eine technokratische Lösung. Es müsse überlegt
       werden, wie die Respektlosigkeit gegenüber der Polizei auf anderen Wegen
       bekämpft werden könne.
       
       GdP-Mann Kopelke dagegen sieht trotz der Gewaltbereitschaft kein höhere
       Risiko für die Beamten. Er verweist auf die sinkende Zahl der Einsätze, in
       denen die Haube verwendet wird. In einer Testphase von Oktober 2014 bis
       September 2015 hat die Bremer Polizei den Spuckschutz 60 Mal eingesetzt.
       2015 wurde er in 56 Fällen verwendet. „Es wird weniger gespuckt, weil die
       Menschen wissen, dass die Polizei das Einsatzmittel einsetzen darf“, sagt
       Kopelke.
       
       Der Spuckschutz ist schon lange ein Thema in Bremen. Bereits 2012 hatte
       Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) angekündigt, dass Spuckschutze für
       PolizistInnen getestet werden sollen. Damit gab er dem Druck von der GdP
       und CDU-Innenpolitiker Wilhelm Hinnners statt, die damals beklagten, dass
       die PolizistInnen in Bremen immer häufiger bespuckt werden. Damals
       scheiterte das Vorhaben allerdings, weil die Innenbehörde kein passendes
       Haubenmodell finden konnte.
       
       Eine Art umgekehrte Kapuze und Säcke, die an Bilder der Gefangenen in
       Guantanamo erinnerten, wurden damals fraktionsübergreifend abgelehnt. Erst
       2014 kam dann das Modell „Pol-i-Veil weiß“ auf den Markt und die Bremer
       Polizei wurde prompt mit den weißen Baumwollhauben ausgestattet.
       
       Damals wurde jedoch versäumt, alle Mitglieder des Innenausschusses vorab
       über den Testlauf zu informieren. Björn Fecker (Grüne) und Sükrü Senkal
       (SPD) wussten 2014 nur, dass nach Alternativen für eine Haube gesucht
       wurde.
       
       Wie zu Beginn der Debatte 2012 ist der Ausschuss-Vorsitzende Wilhelm
       Hinners auch heute vom Nutzen der Haube überzeugt. Er betonte gestern, dass
       die Schutzhaube ein wirksames Instrument sei, um Polizisten vor
       Infektionskrankheiten zu schützen, die über Speichel übertragen werden.
       
       3 Mar 2017
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Vanessa Reiber
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA