# taz.de -- heute in hamburg: „Das ist eine reelle Gefahr“
       
       > Europapolitik In der Körber-Stiftung wird darüber diskutiert, ob
       > Deutschland gerade Europa zerstört
       
       taz: Herr Kundnani, ist der Euro eine Waffe für Deutschland? 
       
       Hans Kundnani: Das impliziert ja, dass Deutschland den Euro mit Absicht
       benutzt, um die anderen zu schlagen. Ich glaube nicht, dass
       Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) den Euro absichtlich als Waffe
       benutzt, sondern, dass er alles tut, um Europa zu retten und die gemeinsame
       Währung nachhaltig zu machen. Trotzdem – und das ist die Tragödie – führt
       dies zu einer Schwächung Europas.
       
       Ist es denn wichtig, ob dies mit Absicht geschieht? 
       
       Ja, weil es dadurch Unterschiede zur Vergangenheit gibt. Und weil es auch
       wichtig ist, zu sehen, wie man damit umgeht.
       
       Zerstört Deutschland Europa? 
       
       Ich behaupte nicht, dass Deutschland das absichtlich tut. Und es gibt
       andere Länder, die auch ihren Beitrag dazu leisten – nicht zuletzt mein
       Land, Großbritannien. Aber: Die Mittellage Deutschlands, geographisch wie
       politisch, und dass es das mächtigste Land in Europa ist, heißt, dass es
       die größte Verantwortung trägt. Deswegen kann man behaupten, dass
       Deutschland in erster Linie für die Folgen der Eurokrise verantwortlich
       ist.
       
       Inwiefern? 
       
       Wie man über den Ersten Weltkrieg als eine Urkatastrophe spricht, die zu
       den anderen Katastrophen geführt hat, sehe ich die Eurokrise als Urkrise.
       Das Versagen in der Eurokrise hat auch dazu geführt, dass Europa nicht in
       der Lage war, eine kohärente Antwort auf die anderen Krisen – die
       Ukrainekrise und die Flüchtlingskrise – zu finden. Und jetzt gibt der neue
       US-Präsident andere Rahmenbedingungen vor. Man braucht eigentlich ein sehr
       geeintes Europa, um darauf eine Antwort finden zu können. Ich fürchte, dass
       Deutschland und Europa mit der Wahl Donald Trumps den Preis für dieses
       Versagen zahlen.
       
       Bricht die EU auseinander? 
       
       Das ist eine reelle Gefahr. Es gibt aber Allerdings gibt es auch ein
       Szenario, in dem Europa durch diese Krise zusammenrückt. In den vergangenen
       sieben Jahren ist das nicht passiert, weshalb ich immer pessimistischer
       werde. Die gemeinsame Währung ist nicht auseinandergebrochen, sondern die
       Art von Integration, die die deutsche Politik durchgesetzt hat, stärkt den
       Euro-Skeptizismus.
       
       Interview: Caren Miesenberger
       
       Podiumsdiskussion „Zerstört Deutschland Europa?“ mit Hans Kundnani vom
       German Marshall Fund, Martin Kotthaus vom Auswärtigen Amt und Stefan
       Kornelius, Ressortleiter Außenpolitik der Süddeutschen Zeitung: 19 Uhr,
       Körber-Forum, Kehrwieder 12
       
       22 Feb 2017
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Caren Miesenberger
       
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