# taz.de -- heute in hamburg: „Außerhalb der Gesellschaft“
       
       > LOHNARBEIT Katy Baird zeigt mit ihrer Performance, wie prekär die Arbeit
       > in der Serviceindustrie ist
       
       taz: Frau Baird, welcher war ihr liebster Job in der Serviceindustrie? 
       
       Katy Baird: Der bei Burger King.
       
       Was gefiel Ihnen daran? 
       
       Es war ein großartiges Team, wir haben immer gut gelacht, hatten eine
       relaxte Atmosphäre und konnten essen, was wir wollten. Direkt nebenan ist
       ein Pub und manchmal wartete dort nach der Arbeit schon ein fertiger Drink
       auf mich. Insgesamt war es nicht sehr formal. Ich hatte eine gute Zeit in
       diesem Job.
       
       Für welche Arbeit müssen Sie mehr Zeit aufwenden: Kunst oder Servicejobs? 
       
       Gerade letzte Woche habe ich meinen Bürojob, in dem ich fünf Jahre
       gearbeitet habe, gekündigt. Jetzt bin ich Freiberuflerin. Ich habe zwar
       noch andere kleine Jobs, die nun aber hoffentlich zu meiner künstlerischen
       Arbeit passen – und nicht andersrum, wie bisher. Es ist ein großer Moment
       für mich, die Sicherheit eines bezahlten Vollzeitjobs zu verlassen.
       
       Wie würden Sie Ihre Zeit lieber verbringen? 
       
       Ich würde sie lieber in meine eigene Arbeit investieren. In meinem
       Performance-Stück geht es um Zugehörigkeit und Sehnsucht. Manche Menschen
       gehen in Galerien oder an andere künstlerische Orte, und fühlen sich dort
       nicht wohl. Mein Stück spielt mit den Konventionen von Theater. Ich möchte,
       dass viele Leute kommen, die sich damit identifizieren.
       
       Ist es für Menschen aus ökonomisch starken Schichten einfacher, Kunst zu
       machen? 
       
       Ich denke ja. Du hast den finanziellen Hintergrund und ein gewisses
       Anspruchsdenken. Wenn du weniger Privilegien hast, dann hast du mehr
       Selbstzweifel. Ich habe mit 26 mit der Uni angefangen und erst mal sehr
       viel Zeit damit verbracht, so zu sprechen wie die Leute dort. Die wirkten
       alle so schlau auf mich. Ich wollte so sprechen wie sie. Wenn du nicht
       daran gewöhnt bist, dass Menschen dir zuhören, ist es schwierig, Dinge zu
       sagen. Das hat auch mit Geschlechtern zu tun: Männer sind eher daran
       gewöhnt, dass ihnen zugehört wird. Diese Dynamik funktioniert ebenso mit
       der sozialen Schicht.
       
       Was bedeutet der Name des Stücks „Workshy“? 
       
       Das ist ein abwertender Begriff für Arbeitslose in Großbritannien. Es ist
       kein besonders netter Begriff, aber das Stück soll auch nicht predigen,
       dass man es überall schaffen kann, wenn man nur hart genug arbeitet. Wenn
       du dämonisiert wirst, stehst du außerhalb der Gesellschaft. Aber ob du es
       schaffst, irgendwo hinzukommen, hat mit Selbstsicherheit und guten
       Verbindungen zu tun. Die haben nicht alle.
       
       Interview Caren Miesenberger
       
       Performance-Show „Workshy“: 21 Uhr, Kampnagel, Jarrestraße 20, Eintritt 15
       Euro
       
       17 Feb 2017
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Caren Miesenberger
       
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