# taz.de -- MUSIK
       
       MusikLaura Ahahört auf den Sound der Stadt
       
       Das Schönste am Jahreswechsel sind ja eigentlich immer die
       Jahresrückblicke. Tagelang kann man sich ohne schlechtes Gewissen mit einem
       Stapel Magazine zu Hause verbarrikadieren und in den Untiefen des World
       Wide Web all die Newcomer des vergangen Jahres nachschlagen, die Tracks des
       letzten Sommers für sich entdecken und den Berg an Alben abarbeiten, die
       man im Vorjahr verpasst hat. Das darf dann auch gut und gern mal bis in den
       Februar hinein dauern.
       
       Eine dieser besagten Newcomer-Bands ist Friends of Gas. Mit „Fatal Schwach“
       haben die fünf Münchner im November ein Debüt hingelegt, das sich in seiner
       post-punkigen Referenzialität so gar nicht nach der südlichen Hauptstadt
       anfühlen mag. Irgendwo zwischen Sonic-Youth-Gitarren,
       Fehlfarben-Dilettantismus und Hamburger Schule Lyrik klingt die Platte dank
       der rotzig-zerstörten Reibeisenstimme Nina Walsers dennoch drängend
       zeitgemäß und unerhört.. (16. 2., Schokoladen, Ackerstr. 169/170, 19 Uhr).
       
       Zeitlich im selben Jahrzehnt verhaftet sind die beiden Wahlberlinerinnen
       von GURR. Mit einem anerkennenden Kopfnicken in Richtung
       Riot-Grrrl-Bewegung bezeichnen die beiden Freundinnen ihr Genre selbst als
       First Wave Gurrlcore und sich selbst auf der Bühne als Furien. Auf ihrem im
       Oktober erschienen Debüt „In My Head“ vereinen sie scheppernden Garage-Rock
       mit einer lässigen DIY-Attitüde. Die herzerwärmende kalifornische
       Surf-Rock-Leichtigkeit gibt es am Montag im Lido. (20. 2., Lido,
       Cuvrystraße 7, 20 Uhr, 15,50 €)
       
       Zwar kein Debüt, dafür genauso erfreulich war das im Oktober erschienene
       vierte Album der russischen Cold-Wave-Minimalisten von Motorama. Lediglich
       ausgestattet mit einem alten Tascam-Portastudio-Vierspur-Rekorder bannten
       die fünf ihren gewohnt melancholisch-verträumten Synth-Sound auf
       „Dialogues“ und ließen bewusst Raum für das raue Unperfekte. „Tell me, is
       it hard to love each other?“ fragt Frontmann Vladislav Parshin in schönster
       Joy-Division-Nostalgie. Nein, Motorama zu lieben ist definitiv nicht
       schwer. Zu hören ist die Band am Donnerstag im Lido. (Cuvrystraße 7, 20
       Uhr, 14 € zzgl. VVK)
       
       Doch Vorsicht: Wer stets der Vergangenheit nachhechelt, verpasst natürlich
       schon wieder das Neueste. Darum darf hier die wohl am heißesten erwartete
       Neuerscheinung der Woche nicht unerwähnt bleiben: Die österreichischen
       Art-Rocker von Bilderbuch schmeißen am Freitag ihr viertes Album „Magic
       Life“ auf den Markt und sonnen sich selbst in der Berliner Volksbühne im
       Abglanz ihrer eigenen Herrlichkeit. Und wem das jetzt zu schnell ging, der
       hat ja noch ein ganzes Jahr Zeit zum Nachhören. (Linienstraße 227, 20 Uhr,
       32 €/ 28 € erm.)
       
       16 Feb 2017
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Laura Aha
       
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