# taz.de -- Friedensprozess in Kolumbien: Auch die ELN-Guerilla will Frieden
       
       > Das Land gilt derzeit als Vorbild für eine Welt im Krisenmodus. Nach der
       > Farc- will auch die ELN-Guerilla den bewaffneten Kampf aufgeben.
       
 (IMG) Bild: ELN-Mitglieder in Kolumbien: Hände schütteln statt Waffengewalt
       
       Quito dpa | Kolumbiens Präsident und Friedensnobelpreisträger Juan Manuel
       Santos strebt nach über 50 Jahren des blutigen Konflikts einen
       vollständigen Frieden in dem südamerikanischen Land an. Seine Regierung und
       die letzte verbliebene Guerillaorganisation ELN (Ejército de Liberación
       Nacional – Nationale Befreiungsarmee) wollen am 7. Februar offizielle
       Friedensverhandlungen aufnehmen. Das teilten Vertreter beider Seiten in der
       ecuadorianischen Hauptstadt Quito mit. Hier sollen auf neutralem Boden auch
       die Verhandlungen stattfinden.
       
       Der Durchbruch gelang, weil sich die Guerilla bereit erklärt hatte, bis
       spätestens 2. Februar den früheren Abgeordneten Odín Sánchez freizulassen.
       Die letzte prominente Geisel der Rebellen befindet sich seit knapp einem
       Jahr in der Gewalt der ELN.
       
       Präsident Santos hatte schon im Vorjahr nach über vierjährigen
       Verhandlungen in Kuba ein Abkommen mit der größeren Guerillaorganisation,
       den Farc-Rebellen, erreicht. Die Farc verfügte zuletzt noch über 5800
       Kämpfer, die ELN hat 1.500 bis 2.000 Mitglieder unter Waffen.
       
       Ein Abkommen auch mit der ELN ist von großer Bedeutung, um zu verhindern,
       dass die ELN die Kontrolle über frühere Farc-Gebiete und den dortigen
       Drogenhandel übernimmt. Zuletzt hatte es Berichte über Versuche der ELN
       gegeben, Farc-Kämpfer anzuwerben.
       
       ## Farc will jetzt Partei gründen
       
       Die ELN machte immer wieder auch durch die Entführung von ausländischen
       Touristen Schlagzeilen und finanziert sich neben dem Drogenhandel über
       Lösegelderpressungen. Durch den Krieg zwischen Guerilla, Militär und
       rechten Paramilitärs starben seit 1964 über 220.000 Menschen, über fünf
       Millionen wurden vertrieben. Eigentlich war schon für Oktober der Start der
       Verhandlungen geplant. Die Regierung machte aber die Freilassung von Odín
       Sánchez zur Bedingung für die Aufnahme von Gesprächen.
       
       Vor wenigen Tagen würdigte der deutsche Außenminister Frank-Walter
       Steinmeier in Kolumbien die Friedensbemühungen als „Signal der Hoffnung an
       die ganze Welt“. Bis Ende des Monats sollen sich die bisherigen
       Farc-Kämpfer in 26 Entwaffnungszonen sammeln und die Waffen unter
       UN-Beobachtung abgeben. Sie sollen eingeschmolzen und für den Bau von
       Friedensmahnmalen am UN-Sitz in New York, in Kuba, dem Ort der
       Friedensverhandlungen, und in Kolumbien genutzt werden.
       
       Im Dezember hatte der Kongress grünes Licht gegeben für das Abkommen mit
       der Farc, das für Verbrechen eine Sonderjustiz mit maximal acht Jahren
       Freiheitsstrafe, eine Aufgabe des Drogenhandels und eine Heranziehung des
       Farc-Vermögens für die Entschädigung von Opfern vorsieht. Die Farc will nun
       eine Partei gründen und ihre Ziele wie eine gerechtere Landverteilung auf
       politischem Wege erreichen.
       
       Ökonomen rechnen durch den Friedensprozess und die neue Stabilität in
       bisherigen Konfliktregionen mit einem deutlichen Wirtschaftswachstum im
       Land. Deutschland ist nach Angaben der Deutsch-Kolumbianischen Industrie-
       und Handelskammer der viertgrößte Lieferant von Waren nach Kolumbien und
       der achtgrößte Abnehmer kolumbianischer Produkte. Dazu gehören Kaffee,
       Bananen, Palmöl und Schnittblumen. Zudem liefert Kolumbien viel Steinkohle
       – zum Verfeuern in Kraftwerken. In den vergangenen zwei Jahren legte die
       Wirtschaftsleistung bereits jeweils um rund drei Prozent zu, 2016 sank
       zudem die Mordrate mit 24,9 Morden je 100.000 Einwohner auf den niedrigsten
       Stand seit 40 Jahren.
       
       19 Jan 2017
       
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