# taz.de -- Imre Withalm begibt sich in die Niederungen des Journalismus: Wasserrohrbruch: eine hyperlokale Recherche
       
 (IMG) Bild: Allet wieda jut!
       
       Nach Prenzlauer Berg auf Recherche, das war der Auftrag. Zwei
       Wasserrohrbrüche in 24 Stunden. Ein Wohnhaus tagelang ohne Wasser und
       funktionierendes Klo. Chaos! Wie überlebt man so eine Situation? Das sollte
       ich herausfinden. Mittwochabend gehe ich dafür durchs Winterwonderland:
       Kinder auf Schlitten. Kombi neben Kombi neben Kombi. Ein Mann führt seinen
       Boxerhund Gassi. Er trägt einen Adidas-Pulli. Der Hund, nicht der Mann.
       
       Vor dem betroffenen Haus erleuchtet ein Baulicht die Szenerie. Minibagger,
       Erdhaufen, Loch im Boden, Stemmgeräusche aus dem Keller. Dort greift gerade
       einer der Arbeiter mit der Hand in das braune Dreckwasser, um die kaputte
       Leitung zu erreichen. Es plätschert. Bald sollte alles erledigt sein. Dass
       einfach so, innerhalb eines Tages, zwei Rohre im gleichen Haus brechen, das
       passiere nur alle 20 Jahre, wurde mir gesagt. Nun bin ich also bei diesem
       historischen Ereignis vor Ort. Ein Arbeiter mit runder Brille und
       Fischerhut sieht mich prüfend an. Von welcher Zeitung ich denn sei. „taz,“
       sage ich. „Die sint doch och gegen Videoüberwachung. Allet Täterschützer!“
       
       Ich gehe die Treppe hinauf, um also herauszufinden, wie man ohne fließend
       Wasser überlebt. Ein Mann kommt mir entgegen. Ich deute auf meinen
       Schreibblock. Er signalisiert mir, nicht mit mir reden zu wollen. Im
       dritten Stock klingle ich. Eine junge Frau im Blumenkleid öffnet mir die
       Tür. Ihre Wimperntusche ist verschmiert. In der Hand hält sie eine
       aufgeweichte, altertümliche Mappe. Der Wasserrohrbruch hat die Sachen ihres
       Opas im Keller zerstört. Ich gebe mich als Journalist zu erkennen. Sie
       wischt sich die Tränen aus dem Gesicht: „Jetzt hast du deine Geschichte.“
       Nein, nein, wie man ohne fließend Wasser aufs Klo geht, will ich wissen.
       Sie sieht mich irritiert an: „Wir schütten überall Flaschenwasser rein, was
       sonst?!“ Die Tür fällt ins Schloss. Ende der Recherche.
       
       13 Jan 2017
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Imre Withalm
       
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