# taz.de -- Dietz-Werner Steck ist tot: Herr Bienzle, der Schwabe
       
       > Er verkörperte für viele den typischen „Tatort“-Schwaben. Nun ist der
       > Schauspieler und Bienzle-Darsteller Dietz-Werner Steck gestorben.
       
 (IMG) Bild: Dietz-Werner Steck als Bienzle
       
       In seinem letzten Fall sagt der Mörder am Ende, dass er froh sei, „dass es
       vorbei ist“. Worauf Bienzle – Trenchcoat, Marlowe-Hut, desillusionierter
       Blick – antwortet: „I ben auch froh“. Er ist dermaßen desillusioniert, dass
       er sogar das Angebot seines reingeschmeckten Assistenten ausschlägt, noch
       ein Viertele Trollinger zu trinken, obwohl es auf dessen Kosten ginge.
       
       Der Schauspieler Dietz-Werner Steck hat viele Rollen gespielt, vor allem am
       Stuttgarter Staatstheater. Aber in der deutschen Öffentlichkeit war er der
       „Bienzle“, der Stuttgarter ARD- „Tatort“-Kommissar, den er von 1992 bis
       2007 in 25 Folgen verkörperte. Jetzt ist Steck im Alter von 80 Jahren in
       einem Stuttgarter Pflegeheim gestorben. Nach einem Schlaganfall vor drei
       Jahren war er auf Pflege angewiesen.
       
       Die Figur des Ernst Bienzle – vom Vielschreiber Felix Huby in den frühen
       90ern ersonnen – hatte ansatzweise das Gebrochene, das heute für jeden
       Ermittler Dienstvorschrift ist. So lebte Bienzle in einer komplizierten
       Beziehung mit seiner Hannelore. Sein superbruddelnder Hausbesitzer Walter
       Schultheiß, die schauspielerische Personifikation des Klischeeschwaben,
       sollte wohl dazu dienen, Bienzle als nur halbtypischen Schwaben kenntlich
       zu machen. Das misslang gründlich.
       
       Hängen blieben am Ende hauptsächlich die unfassbaren Kehrwochen-Klischees,
       mit denen Huby hantierte: Der angeblich ethnisch und kollektiv prägende
       Geiz und Trollinger-Konsum, das permanente Gebruddel. Wie Bienzle seinen
       hochdeutsch sprechenden Assistenten anblaffte („Isch dr Staatsanwalt scho
       onderrichtet?“) oder den schwäbischen Pathologen als erotischen Rivalen
       grimmig ignorierte: Da musste auch der aufgeklärteste Deutsche denken, dass
       Schwaben wirklich so seien.
       
       So hat Bienzle, die Figur, leider ihren Anteil daran, dass die
       gesellschaftliche und kulturelle Modernisierung von Baden-Württemberg und
       der Sprung zum deutschen Kalifornien an vielen in der Bundesrepublik völlig
       vorbeigegangen ist. Manche Fischköpfe wollen bis heute an ihren
       Kehrwochen-Klischees festhalten. Aber wie Bienzle mal melancholisch sagte:
       „Menscha senn halt so.“
       
       9 Jan 2017
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Peter Unfried
       
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