# taz.de -- Verkehr Dass Diesel-Pkw mehr Stickoxide ausstoßen als Lkw, hat einen Grund: Nutzfahrzeuge werden unter Realbedingungen getestet: Da hilft nur: Ab auf die Straße
       
 (IMG) Bild: Da geht noch was: Auspuff bei VW
       
       Von Friederike Meier
       
       Es geht also: Seit die Stickoxid-Emissionen von Lkws auf der Straße
       gemessen werden, stoßen diese deutlich weniger Schadstoffe aus. Das zeigt
       eine Studie des Forscherverbunds ICCT, die am Freitag veröffentlicht wurde.
       
       Bis 2014 wurden Nutzfahrzeuge ebenso wie Diesel-Pkw meist auf einem
       Prüfstand geprüft. Erst seit der Einführung der Euro-VI-Norm ist der Test
       unter realen Bedingungen vorgeschrieben. Der ICCT ist der Verbund, der die
       Manipulationen bei VW aufgedeckt hat.
       
       Die Wissenschaftler verglichen Daten des Kraftfahrt-Bundesamts und aus
       Finnland zu den Emissionswerten moderner Lkw und Busse im Straßenbetrieb
       mit denen von Diesel-Pkw der aktuell gültigen Schadstoffklasse Euro 6 unter
       gleichen Bedingungen. Dabei zeigte sich, dass die Pkw mehr als doppelt so
       viel Stickoxide produzieren: Pro Kilometer stießen sie durchschnittlich 500
       Milligramm Stickoxide aus, die Nutzfahrzeuge nur 210 Milligramm.
       
       Dass die Art der Messung die Hersteller gezwungen hat, sich stärker zu
       bemühen, den Schadstoffausstoß zu senken, ist für Jens Hilgenberg,
       Verkehrsexperte beim BUND, klar: Die Festschreibung der Straßentests sei
       wohl „ein schwacher Moment der Autolobby“ gewesen. Jürgen Resch,
       Geschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe, kann sich auch vorstellen, dass
       der Autoindustrie „der Automarkt wichtiger ist, weil im Vergleich zu Lkw
       mehr Autos verkauft werden“.
       
       Die ICCT-Wissenschaftler vermuten zudem: Weil bei Lkw und Bussen Diesel
       dominierten, sei die Konkurrenz durch Benziner nicht so groß. Sie kommen zu
       dem Schluss, dass was bei den Lastwagen geht, auch bei den Pkw helfen
       müsste. Ab September sollen neu zugelassene Pkw ebenfalls auf der Straße
       getestet werden.
       
       BUND-Experte Hilgenberg glaubt aber nicht, dass sich die Luft in den
       Städten schnell bessern wird: „Die Änderungen gelten nur für neue Modelle –
       nicht für schon zugelassene Autos.“
       
       Die ICCT-Forscher fordern zudem, Serienautos für die Tests zu verwenden –
       aktuell könnten die Hersteller auch Prototypen testen. Eckehart Rotter vom
       Automobilverband VDA hält es jedoch für unwahrscheinlich, dass dadurch
       manipuliert wird: „Da ist das Zulassungsverfahren in Deutschland ganz klar:
       Damit macht man sich strafbar“, sagte er der taz.
       
       7 Jan 2017
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Friederike Meier
       
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