# taz.de -- Vor dem Opec-Treffen: Der Preis bleibt volatil
       
       > Beim Opec-Treffen werden die Fördermengen allenfalls gering gesenkt. Die
       > Krise der Fracking-Industrie in den USA könnte den Ölpreis anheben.
       
 (IMG) Bild: Russland will die Fördermengen nicht drosseln: Ölfeld in der Provinz Bashkortostan
       
       Berlin taz | Jetzt tagen und streiten sie wieder. Die Vertreter der
       Organisation erdölexportierender Länder (Opec) treffen sich am Mittwoch in
       Wien, um die angekündigte Kürzung der Ölförderung unter den
       Mitgliedsstaaten aufzuteilen. Angepeilt ist ein leichtes Herunterfahren der
       Tagesförderung um 800.000 Barrel. Bei einer weltweiten Förderung von rund
       96 Millionen Barrel täglich macht das nicht einmal ein Prozent aus.
       
       Selbst diese geringe Drosselung ist innerhalb der Opec umstritten,
       womöglich wird die Kürzung noch geringer ausfallen. Ob sie auch tatsächlich
       umgesetzt wird, ist ebenfalls fraglich. Klar ist aber auch: Keine
       Vereinbarung kann sich das Ölkartell auch nicht leisten. Der Ölpreis, der
       zuletzt wieder auf 48 Dollar je Fass angestiegen war, würde erneut
       abstürzen.
       
       Das liegt auch an Russland: Die Verhandlungen mit dem weltweit größten
       Ölförderer waren eher ernüchternd geblieben: Der Kreml ist nicht bereit,
       den Output zurückzufahren. Russisches Öl soll auf dem derzeit hohen
       Förderniveau bleiben. Weltweit versuchen die Förderländer derzeit, den
       schwachen Preis durch maximale Förderleistung teilweise zu kompensieren;
       das gilt auch für Russland.
       
       „Es geht bei diesem Opec-Treffen vor allem um die Rhetorik“, sagt der
       Münchner Energieexperte Werner Zittel. Schon die bloße Ankündigung von
       Förderkürzungen werde den Ölpreis kurzfristig ein wenig stabilisieren, viel
       mehr sei nicht zu erwarten. Gegenwärtig fördern die Opec-Staaten nach
       Angaben der Internationalen Energieagentur 33,8 Millionen Barrel, rund ein
       Drittel des weltweiten Ölangebots. Vor allem in Nigeria, Libyen, Iran und
       dem Irak hatte sich die Förderung nach langen Krisen wieder erholt.
       
       Für eine Reduktion des Ölangebots könnte einzig die Pleitewelle beim
       Fracking in den USA sorgen. Dort ist die Ölförderung aus Schiefergestein
       gegenüber dem Höhepunkt zum Jahreswechsel 2014/15 um rund eine Million
       Barrel gesunken.
       
       ## Milliardenschulden und -verluste
       
       Ebenso sind die Investitionen in neue Bohrungen stark geschrumpft. Etliche
       Firmen befinden sich in bedrohlicher Schieflage. Die einst boomende
       Fracking-Firma Chesapeake hat jetzt 13 Milliarden Dollar Schulden angehäuft
       – bei einem Eigenkapital von 220 Millionen. Auch andere große Ölkonzerne
       melden – mit und ohne Fracking – Gewinneinbrüche oder Verluste.
       
       Ölfachmann Zittel hat die Geschäftsberichte von 30 großen Firmen des Öl-
       und Gasgeschäfts in aller Welt analysiert. Demnach haben die 30 Unternehmen
       in einem Jahr 110 Milliarden Dollar Verlust erwirtschaftet.
       
       Neue Euphorie kommt in der Branche indes durch einen Ölfund in Texas auf,
       wo das im Schiefergestein eingeschlossene Ölfeld „Wolfcamp“ angeblich 20
       Milliarden Barrel Öl verspricht. In der Vergangenheit hatten sich solch
       gigantische Ölfunde allerdings oft als Luftblase erwiesen.
       
       Kurz- und mittelfristig bleibt der Ölpreis kaum kalkulierbar. Langfristig
       erwartet die Internationale Energieagentur einen Rückgang der
       konventionellen Ölförderung bis 2040 um zwei Drittel. Wegen der stark
       reduzierten Investitionen könne, so die IEA, aber schon ab 2020 zu wenig Öl
       auf dem Markt sein – was wieder zur Preisexplosion führt. Es scheint keinen
       Ölpreis mehr zu geben, mit dem sowohl die Produzenten als auch die
       Konsumenten leben können.
       
       29 Nov 2016
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Manfred Kriener
       
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