# taz.de -- Das war die Woche in Berlin II: Böse lachende Angstmacher
       
       > Nazis setzen auf Angstmache und Einschüchterung. Wichtig ist, sich davon
       > nicht lähmen zu lassen.
       
 (IMG) Bild: Dahinter könnten ruhig noch mehr Leute stehen: Demo gegen Nazis im November in Berlin.
       
       Zum 78. Jahrestag jener Nacht, die Deutschland schon allein dadurch für
       immer veränderte, dass sie Bilder entstehen ließ, deren Grauen- und
       Ekelhaftigkeit keinem anständigen Menschen je aus dem Gedächtnis gehen,
       posteten Berliner Nazis auf Facebook eine Liste mit Namen und Adressen
       jüdischer Geschäfte, Bildungseinrichtungen, Synagogen in der Stadt.
       
       Diese direkte und eindeutige Aufforderung, an die Vernichtungstraditionen
       der Nationalsozialisten anzuknüpfen, zeigt unmissverständlich, als wessen
       Nachfolger sich heutige Rechtsextreme verstanden wissen möchten.
       
       Dass sich Berliner Nazis damit an einem 9. November, dem Tag der
       Reichspogromnacht, ganz offen in die Tradition einer tödlich
       menschenverachtenden Ideologie stellen, das macht richtig Angst. Und genau
       das ist das Ziel solcher Aktionen: Angst verbreiten, einschüchtern. Wir
       fürchten uns, die Nazis lachen. Wir fühlen uns klein, sie sich stark.
       
       Glücklicherweise ist das nur ein erstes Gefühl, die tatsächlichen
       Kräfteverhältnisse sind noch lange nicht so, zumal nicht in Berlin. Das ist
       einerseits gut. Andererseits führt es aber auch zu einer Gelassenheit, die
       wir uns nicht mehr allzu lange leisten sollten. Ja, wir sind nicht Sachsen,
       nicht Dresden, nicht Freital, wo Flüchtlinge von der Polizei angezeigt
       werden, wenn Nazis gegen sie demonstrieren. Doch auch hier häufen sich
       nicht nur Drohungen, sondern auch Gewalttaten, gegen Flüchtlinge und ihre
       Unterkünfte, gegen Muslime und Juden, gegen AktivistInnen gegen rechts,
       ihre Wohnorte, ihre Einrichtungen.
       
       „Hier ist es aber doch immer noch viel besser als anderswo, oder?“, fragte
       kürzlich mit eindringlichem Blick ein Kollege – es klang wie eine
       Beschwörung. Ja, es ist so. Damit das so bleibt, müssen wir das Erschrecken
       überwinden und in Empörung verwandeln. Und nicht nur wir Anständigen: Fast
       noch wichtiger ist, dass auch der Staat und seine Institutionen mitmachen,
       „klare Kante zeigen“, wie es bei Polizisten und Innenpolitikern gerne
       heißt. Angst haben ist gar nicht schlimm. Schlimm ist nur, sich von ihr
       lähmen zu lassen.
       
       12 Nov 2016
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Alke Wierth
       
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