# taz.de -- Ryanair am Frankfurter Flughafen: Grüne unterstützen Billiglinie
       
       > Der hessische Verkehrsminister Al-Wazir (Grüne) ebnet der Fluglinie Ryan
       > Air den Weg nach Frankfurt. Rabatte sollen neue Airlines locken.
       
 (IMG) Bild: Harfenklänge: Hessen will mehr Billigflieger nach Frankfurt holen
       
       Wiesbaden taz | Ein Grüner ebnet dem Billigflieger Ryanair per
       Ministergenehmigung den Zugang zu dem weitgehend landeseigenen Frankfurter
       Flughafen – dieses Szenario konnte sich die hessische Landtagsopposition
       nicht entgehen lassen. Mit scharfen Worten attackierten SPD, Linke und FDP
       am Donnerstag im Landtag den hessischen Wirtschafts- und Verkehrsminister
       Tarek Al-Wazir. Der sah sich schließlich sogar zu einer persönlichen
       Auskunft veranlasst: „Ich bin einmal in meinem Leben mit Ryanair geflogen,
       werde es nicht wieder tun und weiß auch warum“, so Al-Wazir.
       
       Formal ging es in der Debatte um eine neue Entgeltordnung, mit der der
       Flughafenbetreiber zusätzliche Fluggesellschaften anlocken will. Danach
       soll es für Airlines erhebliche Rabatte geben, die bislang „Frankfurt
       International“ nicht anfliegen. Diese Entgeltordnung bedarf zwar noch der
       Zustimmung durch Al-Wazirs Ministerium. Doch Fraport und Ryanair haben
       Fakten geschaffen. Anfang November feierten sie mit einer Pressekonferenz
       die neue Zusammenarbeit.
       
       Al-Wazirs Regierungspartner, Ministerpräsident Volker Bouffier, CDU, nannte
       die zu prüfende neue Entgeltordnung voreilig „nachvollziehbar“. Doch
       Al-Wazir versprach dem Parlament eine gründliche Prüfung: „Es wird keine
       Lex Ryanair geben“, sagte der Minister Wazir, „es wird keine überraschenden
       Entscheidungen über überraschend gestellte Anträge geben.“
       
       Im ersten Teil der Landtagsdebatte hatte es den Minister kaum auf dem Stuhl
       gehalten. Immer wieder kritzelte er in seinem Redemanuskript herum,
       mehrfach verschränkte er die Arme vor der Brust und schaute in die
       Lichtkuppel des Landtags, als ob er von dort Erleuchtung erwarte. Fraport
       und der Ministerpräsident hätten ihn „öffentlich brüskiert“, so die
       Landtagsopposition in ungewöhnlicher Allianz aus SPD, Linken und FDP.
       
       „Es gibt einen Zusammenhang zwischen prekären Arbeitsverhältnissen und
       Stress im Cockpit“, rief der SPD-Abgeordnete Marius Weiß; „Wir wollen auch
       Lowcarrier auf dem Frankfurter Flughafen, aber nicht Ryanair“, sagte Weiß.
       Von einem falschen Signal sprach die Linke Janine Wissler: „Sie rollen
       einer Fluglinie den roten Teppich aus, die für Dumpinglöhne und schlechte
       Arbeitsbedingungen steht“, meinte sie. Ryanair werde die Rabatte der
       Einführungsphase mitnehmen und dann weiterziehen.
       
       Die Grünen hatten in dieser Debatte einen schweren Stand. Der Flughafen
       versuche bei stagnierenden Flugbewegungen krampfhaft für Auslastung von
       Überkapazitäten zu sorgen, die mit „Fantasieprognosen“ durchgesetzt worden
       seien, räumte der grüne Frank Kaufmann ein. Fraport habe seinen Kurs
       radikal verändert, bedauerte Grünen-Fraktionschef Matthias Wagner; früher
       habe man sich mit Porsche verglichen, „jetzt sind sie mit einem Lada
       zufrieden“.
       
       Für den zusätzlichen Fluglärm seien jedoch die Ausbaubefürworter
       verantwortlich, sagte er vor allem an die Adresse der SPD: „Wir versuchen
       jetzt die Folgen, die Sie mit Ihrem Ausbaubeschluss geschaffen haben,
       einigermaßen erträglich zu gestalten.“ Tumult im Hohen Haus.
       
       Minister Al-Wazir gab den nüchternen Behördenchef. Alle in Deutschland
       zugelassenen Fluggesellschaften seien gleich zu behandeln; Fraport sei
       zudem ein „rechtlicher Hinweis“ zugegangen, so der Minister. Der erste
       Entwurf wird also wohl nicht 1:1 in Kraft treten. Als größter Homecarrierer
       in Frankfurt hatte Lufthansa die Mesalliance von Ryanair und Fraport heftig
       kritisiert.
       
       24 Nov 2016
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Christoph Schmidt-Lunau
       
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