# taz.de -- Parteitag der Grünen im Saarland: „2017 Schwarz-Rot ablösen“
       
       > Die Saar-Grünen wählten auf dem Parteitag Parteichef Hubert Ulrich zum
       > Spitzenkandidaten. Streitpunkt war unter anderem das Frauenstatut.
       
 (IMG) Bild: Die Saar-Grünen lieben ihn immer noch: Hubert Ulrich, hier im Jahr 2009
       
       Saarlouis taz | Die saarländischen Grünen haben einiges vor. Auf dem
       Landesparteitag am Sonntag formulierte Landtagsfaktions- und
       Landesparteichef Hubert Ulrich das erklärte Ziel: Bei der Landtagswahl im
       März kommenden Jahres wollen sie die Regierung der Großen Koalition beenden
       – und selbst Regierungsverantwortung übernehmen.
       
       Die Delegierten belohnten die Ambitionen Ulrichs mit Platz eins der
       Landesliste. 74 Prozent stimmten für den 58-Jährigen. Allerdings gab es
       keinen Gegenkandidaten. 2012 hatte diesen noch Bundesvorsitzende Simone
       Peter inne. Zuvor hatte es allerdings eine strittige Diskussion über das
       Frauenstatut der Partei gegeben.
       
       Der frühere Staatssekretär Stephan Körner nannte es ein „Armutszeugnis“,
       dass sich für die Spitzenkandidatur keine Frau habe finden lassen. Den
       Appell, Ulrich möge zu Gunsten einer Frau auf Platz eins der Liste
       verzichten, wies der zurück und begründete das mit den Tücken des
       saarländischen Landeswahlrechts. Auf den beiden aussichtsreichen Plätzen
       zwei und drei der Landesliste kandidieren mit Barbara Meyer-Glucher, 32,
       und Tina Schöpfer, 40, zwei Frauen.
       
       Ulrich hatte den Parteitag mit Attacken auf die Große Koalition im Land
       eröffnet. Die schwarz-rote Koalition in Saarbrücken gestalte nicht, sondern
       verwalte nur. Sie wolle die Kohlekraftwerke solange laufen lassen wie
       irgend möglich. „Beim Thema Klimaschutz ist diese Regierung in den Urlaub
       gegangen“, rief Ulrich unter dem Beifall der Delegierten. Den
       Landesumweltminister Reinhold Jost, SPD, nannte er einen
       „Umweltministerdarsteller“. Linkenfraktionschef Lafontaine warf er vor, an
       der Seite von Windkraftgegner Ennoch zu Guttenberg mit allen Mitteln gegen
       die Energiewende zu polemisieren. Guttenberg wettere gegen
       „Windkraftprofiteure“ und nenne das Aufstellen von Windrädern gar ein
       „Verbrechen des Staates“, kritisierte Ulrich.
       
       Mit 91 Prozent erhielt Ulrichs Kospitzenkandidatin Barbara Meyer-Gluche das
       beste Ergebnis. Sie ist als Nummer eins der Grünen im Wahlkreis Saarbrücken
       zusätzlich abgesichert. Im Saarland hat jeder Wähler nur eine Stimme.
       Einundvierzig Mandate des Landtags werden in den drei Wahlkreisen, die
       übrigen zehn in einem komplizierten Verfahren über die Landesliste
       vergeben.
       
       ## „Ampelkoalition wäre nicht das schlechteste“
       
       Meyer-Gluche sagte, angesichts der Erfolge einer Partei, die mit Hass auf
       andere Stimmen einsammele, seien die Grünen so wichtig wie nie zuvor. „Euer
       Hass ist unser Ansporn“, rief die neue Hoffnungsträgerin der saarländischen
       Grünen.
       
       Trotz der 20 Gegenstimmen schaffte es der „gefühlt ewige Landesvorsitzende“
       Hubert Ulrich und seine MitstreiterInnen, Geschlossenheit zu demonstrieren.
       Ulrich – 1991 erstmals zum Landesvorsitzenden gewählt – hat zahlreiche
       Krisen und teils heftige Kontroversen überlebt. 1999 hatte er wegen einer
       Dienstwagenaffäre zurücktreten müssen. Nach der Landtagswahl 2009 setzte er
       gegen eine starke Minderheit in der Partei den Weg gegen Rot-Rot-Grün und
       für eine Jamaikakoalition von CDU, Grünen und FDP durch, die drei Jahre
       später scheiterte. Auf dem Parteitag gestern schwiegen alle KandidatInnen
       beredt zu möglichen Regierungskoalitionen im Saarland.
       
       „Wir werden nach der Wahl mit beiden Lagern reden, wenn es die
       Mehrheitsverhältnisse hergeben“, sagte Ulrich der taz. Allerdings erwarte
       er „lustige Debatten“ mit Oskar Lafontaine über die Energiewende. Auch eine
       Ampelkoalition aus SPD, Grünen und FDP wollte er nicht ausschließen: „Das
       wäre vielleicht nicht einmal das schlechteste“, so der grüne
       Spitzenkandidat.
       
       6 Nov 2016
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Christoph Schmidt-Lunau
       
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