# taz.de -- Missklang am Beckenrand
       
       > WILLI-BREDEl-GESELLSCHAFT Bäderland hat der Ohlsdorfer
       > Geschichtswerkstatt Räume gekündigt. Die hofft, nachdem eine Alternative
       > platzte, auf eine Vertragsverlängerung
       
 (IMG) Bild: Bald umgenutzt: der alte Ohlsdorfer Bad-Eingang, erbaut 1922
       
       von Petra Schellen
       
       Die Willi-Bredel-Gesellschaft hat Angst vor Obdachlosigkeit. Die könnte im
       Januar 2017 eintreten, denn der städtische Vermieter Bäderland hat der
       Geschichtswerkstatt, die seit 23 Jahren im alten Eingangsgebäude des
       Ohlsdorfer Schwimmbads residiert, zum 31. Dezember die Räume gekündigt.
       
       Allerdings nicht explizit der Bredel-Gesellschaft, die auch die letzten
       NS-Zwangsarbeiterbaracken in Fuhlsbüttel vor dem Abriss rettete und als
       Museum betreibt. Bäderland hat im Zuge des Schwimmbad-Neubaus vielmehr dem
       offiziellen Vertragspartner gekündigt: dem Förderverein Grüner Grund 1, in
       dem alle Mieter des Gebäudes organisiert sind. Dazu zählen neben der
       Bredel-Gesellschaft der Hamburger Schwimmclub (HSC), die
       Beschäftigungsgesellschaft Mook Wat und der Veranstalter Grüner Saal e. V.
       
       Wobei es zunächst so aussah, als würde Bäderland die Räume des HSC und der
       Bredel-Gesellschaft künftig nicht brauchen und sei zu Zugeständnissen
       bereit. „Bäderland nimmt den dringenden Wunsch der Teilmieter HSC und Willi
       Bredel Gesellschaft zur Kenntnis, zum 1. 1. 2017 das Angebot eines neuen
       Einzelmietvertrags zu erhalten“, steht in einem Schreiben vom 15. Juni.
       
       Dann allerdings wird es kompliziert: Denn während der Schwimmclub zügig
       über einen Folgevertrag verhandelte, äußern sich die Vorstandsmitglieder
       der Bredel-Gesellschaft widersprüchlich. Fest steht, dass sich das
       Bezirksamt Nord verpflichtete, die Bredel-Gesellschaft – mit 15.000 Euro
       jährlich gefördert – bei der Suche nach preisgünstigen Alternativen zu
       unterstützen. Sicher ist auch, dass es bald ein Angebot am Ratsmühlendamm
       gab, das der Vorstandsvorsitzende Hans Matthaei laut Vereinskollegen
       besichtigt haben soll. Matthaei selbst kann sich auf taz-Anfrage aber nicht
       erinnern, wann er welche Räume anschaute.
       
       Vermutlich war es im September, denn am 13. Oktober schrieb Bäderland der
       Bredel-Gesellschaft, dass die alten Räume „leider nicht mehr für eine
       Vermietung zur Verfügung stehen“. Dort sei Gastronomie geplant, sagt
       Sprecher Michael Dietel. „Außerdem hatten wir gehört, dass die
       Bredel-Gesellschaft andere Räume in Aussicht hat.“ Eine offizielle Absage,
       gegründet auf Hörensagen: ein kurioser Vorgang.
       
       Noch kurioser: Am selben Tag tagte die Bezirksversammlung Nord, auf der
       sich laut Senatsdrucksache herausstellte, dass für die Räume am
       Ratsmühlendamm „ein anderer Interessent den Zuschlag erhalten hat“. Insider
       behaupten aber, dass die Bredel-Gesellschaft die Räume abgelehnt habe.
       
       Eine Gemengelage, so dissonant wie das Verhältnis von Vermieter und Mieter:
       Oft hatte die Bredel-Gesellschaft in den letzten Jahren gegen den Verkauf
       des Ohlsdürfer Freibads durch Bäderland protestiert, hatte ihre Schaukästen
       mit Protestnoten bestückt. Diese Unbotmäßigkeit könnte zur aktuellen
       Missstimmung beigetragen haben.
       
       Infolge des öffentlichen Drucks und einer Unterschriftenliste, die die
       Bredel-Gesellschaft an die Kulturbehörde gab, ist inzwischen aber Land in
       Sicht: Bäderland hat der Bredel-Gesellschaft Gespräche über eine
       mehrmonatige Zwischenlösung in den alten Räumen angeboten.
       
       31 Oct 2016
       
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