# taz.de -- Sportplatz: Zuschauerrekord und siegende Löwen
       
 (IMG) Bild: Jubel der Löwen aus Braunschweig
       
       FOOTBALL Mit dem German Bowl fand am Samstag im Jahnsportpark in Pankow die
       kleine Schwester des Super Bowl statt.
       
       „Nachahmung ist die höchste Form der Anerkennung“, wusste bereits der
       irische Schriftsteller Oscar Wilde. Was in vielen Orten der USA in den
       herbstlichen Monaten die Imitation des bajuwarischen Oktoberfests ist, muss
       in Deutschland wohl der German Bowl sein: die kleine Version des
       US-amerikanischen Mega-Events, des SuperBowls. Es folgten dem Spiel am
       Samstag im Jahnsportpark zwar keine Millionen Menschen vor den Fernsehern.
       Spannend und sorgsam inszeniert war es aber trotzdem. Und die Rekordkulisse
       von 13.047 ZuschauerInnen bewies, dass das Interesse an Football in
       Deutschland steigt. Auch in Berlin.
       
       Vor der Partie ging es noch recht zurückhaltend zu. „Unicorns-Fans, wo seid
       ihr?“, fragte der Stadionsprecher lautstark ins Publikum. Man hätte glauben
       können, dass er wirklich die ZuschauerInnen suchte und nicht Stimmung ins
       Publikum bringen wollte. Eine Gruppe aus zehn in grünen Footballtrikots
       bekleideten Schwäbisch Hall Unicorns-Fans auf der Haupttribüne war es dann
       auch, die am lautesten jubelte, die prall gefüllten Bierbecher zum
       wolkenverhangenen Berliner Nachthimmel erhob.
       
       Um 17.30 Uhr aber war das Stadion voll, die Stimmung da. Bereits zum
       vierten Mal in Folge standen die Braunschweiger im Finale des German Bowls.
       Zum dritten Mal hintereinander kam der Gegner aus Schwäbisch Hall. Die
       Schwäbisch Hall Unicorns also gegen die Braunschweiger Lions. Einhörner
       gegen Löwen. Die besten Teams Deutschlands. Die Baden-Württemberger wollten
       einen Bann brechen, die vorherigen Spiele gegen die Löwen hatten sie beide
       klar verloren.
       
       Das Spiel begann nervös. Geprägt von ungenauen Pässen, zugestellten
       Laufwegen und schlechten Kicks passierte zunächst wenig. Zur Halbzeit stand
       es 14:14. In den USA kommt nun die Halbzeitshow, auf die sich die Fans fast
       am meisten freuen. Michael Jackson, Bruce Springsteen, Coldplay und Paul
       McCartney sind nur ein kleiner Ausschnitt der illustren Gästeliste. Beim
       German Bowl trat eine Akrobatik- und Artistiktruppe auf, die Sprünge
       zeigte. Das Publikum applaudierte freundlich. Bier- und Essensnachschub war
       wichtiger.
       
       Nach Wiederbeginn kippte das Spiel. „Aus der Halbzeit kommen wir immer so
       schlecht. Das sind mentale Probleme“, erzählte später ein sichtlich
       enttäuschter Aurieus Adegbesan von den Unicorns. Schnell zogen die Lions
       auf sieben Punkte davon. Zwar konnten die Schwaben noch einmal verkürzen,
       aber als kurz vor Schluss Angriffsspieler Evan Landi von den Lions einen
       Pass in der Endzone zum 31:20 fing, war das Spiel entschieden.
       
       Für Braunschweig war es der elfte Meistertitel, für Schwäbisch Hall die
       erste Niederlage der Saison. „Drei Jahre hintereinander“, sagte Tackle
       Gabriel Erler. Tränenüberströmt standen seine Mitspieler auf dem Spielfeld.
       Sie mussten zusehen, wie abermals der Gegner den Henkelpott in die Höhe
       strecken durfte. Ihnen bleibt nur der Blick aufs nächste Jahr: „Vielleicht
       hilft die Medienpräsenz uns jetzt ja“, hofft Erler. „Die Lions sind einfach
       ein Profi-Team. Die stehen momentan eine Stufe über uns.“
       
       Mehr ZuschauerInnen, mehr Geld fürs Team, optimale Trainingsbedingungen.
       Aber wie lange noch? Football, so zeigte die Partie, wird in Deutschland
       populär. TV-Sender nehmen Live-Übertragungen aus der NFL in ihr Programm
       auf. Immer mehr ZuschauerInnen besuchen die Spiele in deutschen Stadien,
       die Einkünfte steigen. Vielleicht können die kleinen Einhörner die großen
       Löwen ja bald vom Thron stoßen. Zum Beispiel nächstes Jahr im
       Jahnsportpark. Sören Haberlandt
       
       10 Oct 2016
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Sören Haberlandt
       
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