# taz.de -- Jünger, kleiner, bio
       
       > STADTGRÜN In Hamburgs Kleingärten findet ein Generationenwechsel statt,
       > besagt eine Studie der Umweltbehörde. Aus Sicht der Linksfraktion soll
       > damit eine verfehlte Politik verschleiert werden
       
       „Gartenzwerge, Feinrippunterhemd und Bierglas sehen wir immer seltener“,
       sagt Dirk Sielmann, Vorsitzender des Landesbundes der Gartenfreunde in
       Hamburg. Immer häufiger pachten junge Leute die hiesigen Schrebergärten,
       das besagt auch die „Kleingartenbedarfsanalyse“ der Umweltbehörde. Und
       diese Zielgruppe will keine Gartenzwerge.
       
       Viele Kleingärtner haben ihre Parzellen in den 1960er- oder 1970er-Jahren
       angemietet. „Die sind inzwischen zu alt zum Gärtnern“, sagt Sielmann.
       Deshalb geben sie ihre Gärten nach und nach auf. Übernommen werden die von
       immer mehr jungen Familien mit Kindern, besagt die Studie: Hatten etwa im
       Jahr 2003 nur 4,8 Prozent der Hamburger Parzellenpächter Kinder, waren es
       im vergangenen Jahr bereits 20,7 Prozent.
       
       Auch die Nutzung der Flächen hat sich demnach verändert: „Der Kleingarten
       wird immer mehr zur Erholungsoase“, sagt Jan Dube, Sprecher der
       Umweltbehörde. „Der Gemüseanbau steht für viele Pächter nicht im
       Vordergrund.“ Deshalb wünsche sich auch die Mehrheit der Interessierten
       eher kleinere Parzellen, als das noch 2003 der Fall war.
       
       Die Linksfraktion sieht das anders: Die Studie sei ein Vorwand, eine
       verfehlte Politik schönzureden. Der Senat versiegele zusehends Flächen und
       verdränge die Kleingärten an den Stadtrand. Und nun verteidige sich die
       Regierung „mit einer passgenauen Studie“, sagt Stephan Jersch,
       umweltpolitischer Sprecher der Fraktion.
       
       Tatsächlich gehe der Trend seit gut zwei Jahren wieder hin zum Gemüseanbau
       und weg von der reinen Erholungsfläche, das berichtet auch der
       Gartenfreunde-Vorsitzende Sielmann: „Industriell hergestellte Lebensmittel
       entsprechen den Ansprüchen vieler nicht mehr.“ Da wollten viele der
       Vereinsmitglieder „wissen, was auf ihr Essen gespritzt wurde. Jetzt machen
       sie ihr eigenes Bio.“ Und dafür seien Flächen angemessener Größe wichtig.
       
       ANTONIA STILLE
       
       8 Jul 2016
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Antonia Stille
       
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