# taz.de -- Bürgerkrieg in Syrien: Die Schlinge um Aleppo zieht sich zu
       
       > Nur kurz hat die Waffenruhe gehalten: Truppen der Regierung greifen
       > Aleppo an – wenige Meter trennen sie vom letzten Nachschubweg der
       > Rebellen.
       
 (IMG) Bild: Nach einem Luftangriff auf ein von Rebellen kontrolliertes Viertel in Aleppo
       
       Istanbul taz Drei Tage sollten die Waffen schweigen, damit die Syrer das
       Fest nach dem Ende des Fastenmonats Ramadan feiern können. Nicht einmal 24
       Stunden hat sich das Regime an die Waffenruhe gehalten, die nochmals um die
       gleiche Frist verlängert wurde.
       
       Schon in der Nacht zu Donnerstag griffen Regierungstruppen
       Rebellenstellungen im Nordwesten von Aleppo an. Unterstützt wurden sie
       dabei nach Angaben von Damaskus wie von Rebellen durch Luftangriffe der
       Russen. Die Angriffe in Aleppo und Idlib forderten bis Samstag mindestens
       50 Tote, und bei Granatenbeschuss von vom Regime kontrollierten Stadtteilen
       Aleppos kamen etwa 40 Menschen ums Leben.
       
       Nur einige Hundert Meter trennen die Regierungstruppen noch von der
       Castello Road. Die Straße im Nordwesten von Aleppo ist der letzte
       Nachschubweg in den von den Rebellen kontrollierten Ostteil der Stadt.
       Rebellen, Aktivisten und syrische Helfer bestätigten dies am Freitag.
       
       Das Regime kontrolliere mehrere Hügel entlang der Straße, die durch flaches
       Land führt, sagte ein Aktivist gegenüber der taz. „Praktisch kann die
       Opposition die Straße nicht mehr nutzen.“ Am Samstag nahmen Aufständische
       zwar fünf Stellungen an der Castello Road ein, doch der Nachschubweg bleibt
       gekappt, weil das Regime ihn beschießen kann.
       
       ## Aktivisten zeigten sich zuversichtlich
       
       Aleppo, das ehemalige Wirtschaftszentrum von Syrien, ist seit Juli 2012
       faktisch zweigeteilt: Das Regime kontrolliert den Westen, und Rebellen den
       Osten. Ein Stadtteil im Norden wird von Kurden kontrolliert, die am Freitag
       im Schatten des Regimes einen Angriff auf verfeindete arabische Gruppen
       starteten. Nach massiven russischen Luftangriffen hatte das Regime im
       Februar die wichtigste Versorgungsroute, die im Norden zur türkischen
       Grenze führte, unter seine Kontrolle gebracht.
       
       Im Juni drohte Syriens Machthaber Baschar al-Assad mit einer weiteren
       Eskalation. Aleppo werde zum Grab aller Träume und Hoffnungen des
       „Schlächters“ werden, sagte Assad. Gemünzt waren die Worte auf den
       türkischen Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan. Die Türkei betrachtet
       Aleppo als ihre Einflusszone und unterstützt in der Region diverse
       Rebellengruppen.
       
       Aktivisten zeigten sich allerdings zuversichtlich, dass es dem Regime nicht
       gelingt, Ost-Aleppo einzukesseln. Aleppo sei nicht mit anderen Städten
       vergleichbar, sagte ein Aktivist. In der Region gibt es mehrere Zehntausend
       Kämpfer, die sich zwar nicht einig sind, aber wohl alles tun werden, um den
       Fall von Aleppo zu verhindern.
       
       Sollten die Rebellen aber scheitern, wäre die Einkesselung nur noch eine
       Frage der Zeit. Damit wären rund 300.000 Zivilisten, die in dem Ostteil
       leben, von jeder Hilfe von außen abgeschnitten. Die Lage sei furchtbar,
       sagte ein Arzt. Der Strom an Verletzten und Toten reiße nicht ab. Die
       Notfallkliniken haben sich bereits auf eine mögliche Belagerung eingestellt
       und ihre Vorräte an Medikamenten und Verbandsmaterial aufgestockt. Aber
       irgendwann wären diese aufgebraucht.
       
       10 Jul 2016
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Inga Rogg
       
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