# taz.de -- Letzte Hoffnung Froschhochzeit
       
       > Indien Eine heftige Dürre hat den Subkontinent erfasst und bedroht
       > Hunderte Millionen Menschen. Es gibt bereits über 300 Tote. Sonderzüge
       > liefern Trinkwasser
       
 (IMG) Bild: Noch fern der Oase: junger indischer Ziegenhirte nahe Kaushambi
       
       Von Mohit Rao
       
       BERLIN taz | In Indien machen Hitze und Dürre mehr als 330 Millionen
       Menschen zu schaffen. Seit dem mageren Monsun im vergangenen Jahr sind in
       großen Teilen des Landes Seen und Flüsse vertrocknet, zugleich gibt es
       derzeit eine Hitzewelle, bei der Temperaturen von bis zu 48 Grad gemessen
       wurden. Insgesamt sind allein im vergangenen Monat mehr als 300 Menschen
       der Wetterextreme wegen gestorben.
       
       Die Wasserstände sind stark abgesunken. Der Zentralen Wasserbehörde zufolge
       sind Reservoirs nur zu einem Fünftel gefüllt. In einem Bericht der Behörde
       heißt es, dass Flüsse in Zentral- und Südindien weniger als die Hälfte des
       üblichen Wasserstands führen. Der Monsun, der in diesem Jahr „normal“
       ausfallen soll, wird erst für Ende Juli erwartet.
       
       Das Ergebnis ist ein ausgetrocknetes Land, in dem die meisten Menschen ohne
       Zugang zu Wasser leben. Nach Vidarbha, einer der dürreanfälligsten Gegenden
       Indiens, werden täglich fast 5 Millionen Liter Trinkwasser transportiert.
       Teilweise kommt es in Sonderzügen aus fast 400 Kilometern Entfernung. Die
       Sicherheitsbehörden haben Versammlungen von mehr als fünf Menschen an
       Wasserstellen verboten, um Gewaltausbrüche wegen des Mangels zu verhindern.
       
       In Bundelkhand im Norden hat die Regierung Wachen an den Wasserreservoirs
       postiert. In einer am Montag veröffentlichten Umfrage der NGO Kampagne für
       Selbständigkeit haben drei Viertel der Dörfer dort noch keine Hilfe
       erhalten. Zwei Drittel der Haushalte hatten nicht genug Essen für zwei
       Mahlzeiten am Tag.
       
       Die Wasserreste in Brunnen und Seen sind außerdem von Schwermetallen und
       Bakterien verseucht. Das Ausmaß der Katastrophe lässt sich auch an der Zahl
       der Bauernsuizide ablesen. Sie lag nach dem ausgefallenen Monsun bereits
       bei 3.000, seit Anfang des Jahres haben sich mehr als 100 Bauern das Leben
       genommen.
       
       Die Dürre wird für die hindunationalistische Regierung zu einer
       Bewährungsprobe. In fünf Bundesstaaten stehen Wahlen an. Während die
       betroffenen Bundesstaaten Hilfsgelder über mehrere Milliarden Euro
       angefragt haben, hat die Zentralregierung nur zwei Milliarden zugeteilt.
       Jetzt wird ihr Untätigkeit vorgeworfen.
       
       Die Inder wenden sich derweil an die Götter und haben mit bizarren
       Regenritualen begonnen. Im Süden verheiraten Dorfbewohner in großen
       Zeremonien Frösche, in der Hoffnung, dass diese die Regengötter
       besänftigen. In anderen Teilen Indiens werden Esel verheiratet, während im
       Norden Schäfer Schafskadaver in die Bäume hängen.
       
       Auch der Wald leidet. Dem Umweltministerium zufolge hat es bereits in den
       ersten vier Monaten des Jahres mehr als 24.000 Waldbrände gegeben – viele
       davon in sensiblen Umweltschutzgebieten.
       
       23 May 2016
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Mohit Rao
       
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