# taz.de -- Waldbrände in Kanada: Flammeninferno im Ölsandgebiet
       
       > 80.000 Bewohner der kanadischen Öl-Hauptstadt Fort McMurray fliehen vor
       > einem außer Kontrolle geratenen Waldbrand.
       
 (IMG) Bild: Waldbrände am Highway 63 bei Fort McMurray im kanadischen Bundesstaat Alberta
       
       Edmonton taz | Mit einer beispiellosen Massenevakuierung einer ganzen Stadt
       reagieren die Behörden in Kanada auf einen sich rasch ausbreitenden
       Waldbrand in der Provinz Alberta. Bedroht sind die rund 80.000 Bewohner der
       Gemeinde Fort McMurray, die als das Zentrum der kanadischen Ölsandindustrie
       gilt.
       
       Während die Flammen scheinbar ungebremst in das Zentrum der Stadt
       vordrangen und dort bereits erste Wohnhäuser zerstörten, blieben die
       gigantischen Ölförderanlagen vor den Toren des Ortes bislang verschont.
       
       Da das Feuer den einzigen Highway in Richtung Provinzhauptstadt Edmonton
       blockierte, retteten sich die meisten von der Außenwelt abgeschotteten
       Menschen in Richtung Wildnis im Norden. Dabei kam es laut örtlicher Medien
       zu chaotischen Szenen: Viele Bewohner mußsten ihre Häuser fluchtartig
       verlassen, auf den Straßen stauten sich die Autos zum Teil kilometerlang,
       vielen Tankstellen ging das Benzin aus.
       
       ## Ölanlagen noch nicht betroffen
       
       „Meine Gedanken sind bei jenen Menschen, die von den Waldbränden betroffen
       sind“, erklärte der kanadische Premierminister Justin Trudeau am
       Dienstagabend in Ottawa. Die Regierung von Alberta sprach von der größten
       Massenevakuierung der Geschichte der Provinz.
       
       Aus allen Teilen Kanadas wurden Feuerwehrleute und Katastrophenschützer
       nach Fort McMurray entstandt, um das Feuer in Griff zu bekommen. Über
       mögliche Tote oder Verletzte gab es bislang keine Berichte.
       
       „Es ist verrückt, total verrückt“, berichtete der Bewohner Brendan White
       der Zeitung Edmonton Journal. Über dem Ort hingen dichte Rauchschwaden, der
       Himmel sei tief schwarz und allerorten regne es Aschebrocken. Die Menschen
       versuchten panikartig die Stadt zu verlassen, an vielen Stellen komme es zu
       Unfällen. Ein örtlicher Radiosender sprach von Bildern wie bei einer
       Apokalypse.
       
       Die Flammen werden angefacht von böigen Winden, die stets ihre Richtung
       wechseln, was die Löscharbeit der Feuerwehrleute ungemein erschwert.
       
       ## Ungewöhnliche Trockenheit
       
       Begünstigt wird das Feuer auch von einer ungewöhnlichen Trockenheit und
       hohen Temperaturen, wie sie für diese Jahreszeit in Kanada eigentlich nicht
       üblich sind. Weite Teile Albertas hatten eine vergleichsweisen milden
       Winter mit wenig Niederschlag erlebt.
       
       Große Sorge bereiten den Kanadiern die Ölsandvorkommen direkt vor der
       Stadt. Die Förderanlagen und Pipelines einiger Energiekonzerne liegen nur
       etwa 30 Kilometer vom Ort entfernt. Ein Übergreifen der Flammen könnte eine
       Katastrophe auslösen. Ein Sprecher des Ölkonzerns Suncor betonte am
       Dienstagabend allerdings, bislang sei man von den Feuern nicht betroffen.
       
       Viele Ölkonzerne haben ihren Mitarbeitern Unterkünfte in entlegenen
       Förder-Camps angeboten, wo sie vor den Flammen sicher sind. Laut Regierung
       konnten bislang 6.000 Notunterkünfte bereit gestellt werden, Zehntausende
       weitere würden benötigt. Einige Bewohner konnten die Stadt auch mit dem
       Flugzeug verlassen. Der Flughafen der Stadt war bislang größtenteils offen
       geblieben.
       
       4 May 2016
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jörg Michel
       
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