# taz.de -- Porträt: Läuferin mit langem Atem 
       
 (IMG) Bild: Will in den Olympia-Kader: Ruth Spelmeyer
       
       Eigentlich wollte Ruth Spelmeyer nie die 400 Meter laufen. Ihre Distanz
       waren die 200 Meter. Schon seit sie als Grundschülerin mit dem Laufen
       anfing. Auf Vorschlag einer Lehrerin probierte Spelmeyer es beim VfL
       Oldenburg aus und ist seitdem bei dem Sport und dem Verein geblieben.
       Mittlerweile hat sie sich doch an die 400 Meter getraut. 2011 sei das
       gewesen, da habe ihre Entwicklung stagniert.
       
       „Ich dachte lange, dass ich die Distanz gar nicht durchhalte“, sagt sie.
       „Aber ich habe mich gestellt und es hat funktioniert.“ Heute ist die
       25-Jährige amtierende Deutsche Meisterin. Und sie ist auf dem Sprung nach
       Olympia – ein Ziel, das bisher alles bestimmt hat: „Ich habe immer gesagt,
       dass ich zu Olympia will.“
       
       Deshalb hat sie über Jahre mit Landestrainer Edgar Eisenkolb in Hannover
       darauf hingearbeitet. Und sie hat den Spielen große Teile ihres Lebens
       untergeordnet. Sie streckte ihr Psychologiestudium in Hildesheim, denn gute
       Klausuren zu schreiben und gleichzeitig um Titel zu laufen, das sei nicht
       zu schaffen. „Manchmal ist es aber schon komisch, dass ehemalige
       Kommilitonen jetzt schon fertig sind“, sagt sie.
       
       Auf ihrem Weg hat Ruth Spelmeyer auch Lehrgeld gezahlt. Jedes Mal, wenn sie
       sich schon im Ziel glaubte und die Konkurrenz doch an ihr vorbeizog: „In
       solchen Momenten glaubte ich, keinen Schritt mehr tun zu können.“ Sie habe
       lernen müssen, ihr eigenes Rennen zu laufen. Technik sei wichtig, Erfahrung
       aber auch, um erfolgreich zu laufen.
       
       Und die hat sie reichlich gesammelt. Auch, vielleicht vor allem, durch
       Niederlagen. Die Hallen-EM 2015, ihr erster internationalen Einzelstart
       über 400 Meter, war so ein Fall. „Ich stand in dieser Halle und war von der
       Dimension erschlagen“, erzählt sie. Das Rennen misslang. Ärgerlich, aber
       langfristig nützlich, findet sie. „Jetzt weiß ich, was ich da beachten
       muss.“
       
       Geht da manchmal die Kraft aus? Nicht mit guten Wurzeln, sagt Spelmeyer.
       Die habe sie in Oldenburg, bei Freunden, der Familie und im Verein: „Hier
       kann ich alles fallen lassen und ich selbst sein.“
       
       Gerade hat sie sich hier noch einmal gesammelt. Denn jetzt, nachdem sie für
       ihr Ziel langen Atem bewiesen hat, geht es schnell. Im Sommer will sie die
       Olympianorm von 52,20 Sekunden laufen. Zwei Male, das ist die
       Voraussetzung, um für den Kader infrage zu kommen.
       
       Pfingstmontag der erste Wettkampf. Schon Mitte Juli folgt die Bekanntgabe.
       Dann könnten sie im August in Rio de Janeiro die 400 Meter im Einzel
       laufen, vielleicht auch die Staffel. Bis dahin versuche sie gelassen zu
       bleiben. „Letztlich sind es immer die gleichen 400 Meter, ob Olympia oder
       nicht,“ sagt sie. sies
       
       2 May 2016
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Manuela Sies
       
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