# taz.de -- Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
       
       > Erdoğan droht ein mehrwöchiger Lachflash, Cameron schlachtet sich weg für
       > Europa und die Bundesregierung schießt los.
       
 (IMG) Bild: Ob 28F Fensterplatz eine koschere Mahlzeit orderte? Lässt sich auch noch nach fünf Jahren nachprüfen
       
       taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht in der vergangenen Woche? 
       
       Friedrich Küppersbusch: Last orders beim Despotenbeleidigen, der Paragraf
       kommt weg!
       
       Und was wird besser in dieser? 
       
       Die Witze?
       
       Zur Causa Böhmermann: Die Bundesregierung lässt eine Strafverfolgung gegen
       ihn wegen Beleidigung eines ausländischen Staatsoberhaupts zu. Aber sie
       will auch den Paragrafen zur Majestätsbeleidigung abschaffen. Clever
       gelöst? 
       
       Flegel schmeißt Nachbars Fenster ein / Nachbar will Flegel eine scheuern /
       Flegelmama sagt: Lass mal, mach ich schon / Mama scheuert Flegel eine /
       Nachbar sagt: Schön! Ich auch! / Nachbar scheuert Mama und Flegel eine. –
       In einem Land, wo der Hitlergruß Jonathan Meeses zur statthaften
       Kunstperformance hochgeurteilt wird, besteht beste Aussicht, dass auch beim
       Schmähgedicht der Wille für die Tat genommen werden wird. Erdoğan aufs
       Gericht loszulassen birgt geringstes Risiko. Dagegen würde die Nachricht –
       „Deutsche Regierung schafft geltendes Recht einfach ab, wenn’s ihr nicht in
       den Kram passt“ – Erdoğan einen mehrwöchigen Lachflash verschaffen.
       Immerhin der Regierungsstil, auf den er sich spezialisiert hat. Also kann
       man nur übelnehmen, dass man am Ende Merkel verstehen kann und die Sozis
       nicht.
       
       Das EU-Parlament hat der Speicherung von Fluggastdaten zugestimmt. Damit
       sind Airlines verpflichtet, den EU-Ländern Datensätze über ihre Passagiere
       zu überlassen. Macht das die Welt wirklich sicherer? 
       
       Netzpolitik.org schreibt von „Sicherheitsesoterik“, zumal die
       Fluggesellschaften auch bisher Fluggastdaten speicherten und im Bedarfsfall
       herausgaben. Mich beruhigt es natürlich, notfalls auch nach fünf Jahren
       noch bei Air Wurst prüfen zu können, ob 28F Fensterplatz Tomatensaft hatte
       oder es doch Nasenbluten war. Oder, da wird es brenzlig, ob er zum Beispiel
       eine koschere Mahlzeit orderte. Ohne die europäischen Staaten zu
       verharmlosen – richtig Stimmung in das Datengebirge kommt, wenn man das
       EU-US-Abkommen zur Durchreiche dieser Daten an die USA mit ins Bild nimmt.
       
       Seit letzten Donnerstag kann man die 5-Euro-Münze bei der Bundesbank
       kaufen. Das Wirtschaftsministerium will damit „bei jüngeren Menschen das
       Interesse für das Münzensammeln wecken.“ Äh, was? 
       
       Meinen besonderen Respekt dafür, die ersten 250.000 Münzen zum Stückpreis
       von 15,55 Euro zu verkaufen, da kann die Jugend in der Tat viel lernen. Die
       neue Münze enthält als Fälschungsschutz einen Kunststoffring – bei
       Selbstverbrennung bitte vorher unbedingt Taschen leeren – und sieht damit
       ein bisschen Autoscooter-Einkaufswagen-Chip-mäßig aus. Derzeit wird eher
       die Abschaffung des Bargelds befürchtet: In den Niederlanden und grenznahen
       Städten verzichtet man auf unhandliche Centmünzen und rundet die Preise.
       Vielerorts verbitten sich Händler und Tanken 200- und 500-Euro-Scheine. Da
       ist das neue Rundstück doch ein Bekenntnis in der Tasche.
       
       Laut dem Entwurf für das Integrationsgesetz sollen Flüchtlinge, die sich
       nicht vorbildlich integrieren, mit Sanktionen bestraft werden. Wer brav
       ist, bekommt einen 1-Euro-Job. Schlau, oder? 
       
       Die Wirtschaft war die einzige mächtige gesellschaftliche Lobby, die sich
       sofort bei Merkels Wende in der Flüchtlingspolitik ihr vollmundig
       anschloss. Im neuen Gesetz steht, warum.
       
       David Cameron, stärkster Verteidiger der EU-Mitgliedschaft der Briten, ist
       durch das Auftauchen seines Namens in den Panama Papers in die Kritik
       geraten. Scheitert deshalb die EU? 
       
       Moooooment. Sind Sie ganz sicher, dass das nicht ein PR-Trick ist von
       Cameron? „Ich mach hier einen auf Labour, doch in Wirklichkeit ticke ich
       wie die City of London!“ Der Mann schlachtet sich weg für Europa.
       
       Im Entwurf für das nächste Weißbuch der Bundeswehr wird diskutiert,
       Soldaten künftig auch bei der Terrorabwehr und in der Flüchtlingshilfe im
       Inland einzusetzen. Müsste man dafür nicht mal eben schnell die Verfassung
       ändern? 
       
       Dunnemals sah Wolfgang Schäuble die „Sommermärchen-WM“ 2006 als dringenden
       Anlass, die „Bundeswehr im Inneren“ einzusetzen. Vermutlich wollte er
       Beckenbauer und Niersbach füsilieren lassen. Kein Anlass zu absurd, keine
       Debatte zu abwegig seither, die Polizei zu militarisieren – etwa durch die
       grundgesetzlich verbotene „Polizei des Bundes“. Und das Militär zu
       milizionarisieren. Geiles Wort, hat so was Missionarisches. Beide Trends
       dienen einem Ziel: dem Bund bewaffnete Einsatzkräfte in großer Zahl unter
       Befehl zu stellen. Hier müsste nun wieder der Verfassungsschutz gegen die
       Regierung ermitteln. Solange sie noch nicht schießen kann.
       
       Und was machen die Borussen? 
       
       „Sex mit dem Ex“ ist umstritten, doch „dem Ex beim Sex zugucken“ ist echt
       gar nichts.
       
       17 Apr 2016
       
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