# taz.de -- Die Gesellschaftskritik: Codename: Grinsekatze
       
 (IMG) Bild: Ein Schnappschuss, der das Netz eroberte
       
       WAS SAGT UNS DAS? Handy-Foto mit Entführer und Sprengstoffgürtel? Warum
       nicht, dachte sich eine der Geiseln aus dem am Montag nach Zypern
       entführten Passagierflugzeug
       
       Was in einem Menschen vorgeht, der in einem Flugzeug sitzt, das gerade
       entführt wird, ist wohl nur schwer nachzuvollziehen. Denkt er an den Tod,
       an Rettung, an die Familie? Zieht sein gesamtes Leben noch einmal an ihm
       vorüber? Der Brite Ben Innes dachte neben alldem wohl vor allem an seine
       Freunde. Süß, oder? Na ja.
       
       Denn als er und zwei weitere Passagiere zusammen mit vier
       Besatzungsmitgliedern die letzten Verbliebenen in dem entführten Airbus
       in Larnaka auf Zypern waren, bat er – mit Übersetzungshilfe einer
       Stewardess – den Entführer um ein gemeinsames Handyfoto. Das schickte er
       an seine Freunde und Mitbewohner.
       
       „Ich dachte mir, wenn die Bombe echt ist, habe ich ohnehin nichts zu
       verlieren“, sagte Innes der britischen Boulevardzeitung Sun. „Also habe ich
       die Chance genutzt, mir das Ding genauer anzusehen.“
       
       Agent Ben Innes begab sich also in eine brenzlige Situation à la James
       Bond, um die Bombenattrappe als solche zu enttarnen und ein Foto zur
       Identifikation des Entführers in die sozialen Netzwerke zu senden.
       Vielleicht sogar im Auftrag Ihrer Majestät?
       
       Aber mal ehrlich, war der Mann lebensmüde oder einfach nur sensationsgeil?
       Beim Gedanken, nichts zu verlieren zu haben, ging er auf Tuchfühlung mit
       dem Entführer statt seinen Lieben ein paar letzte Worte zu schicken. Wenn
       der Entführer tatsächlich das ganze Flugzeug in die Luft gejagt hätte, wäre
       dieses Grinsekatzenfoto das letzte Zeugnis des Lebens von Ben Innes
       gewesen. Immerhin hat der Möchtegernagent nicht die Sonnenbrille
       aufgesetzt. job
       
       31 Mar 2016
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Johanna Braun
       
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