# taz.de -- Neue Stufe der Repression in China: Peking setzt auf Sippenhaft
       
       > Wegen anonymer Rücktrittsforderung an Präsident Xi Jinping machen Chinas
       > Behörden Jagd auf die Verwandten von Regierungskritikern.
       
 (IMG) Bild: Chinas Präsident Xi Jinping
       
       PEKING taz | Chinas derzeitige Führung ist bekannt dafür, dass sie nicht
       zimperlich mit Kritikern umgeht. Journalisten, Blogger, Anwälte und
       Aktivisten, die sich für die Menschenrechte engagieren, werden
       festgenommen, verhört, verschleppt und zum Teil für Wochen an unbekannten
       Orten festgehalten. Neuerdings wird gegen Verwandte mutmaßlicher Kritiker
       vorgegangen.
       
       Wie der im Kölner Exil lebende Autor Chang Ping bei [1][chinachange.org]
       schreibt, haben Beamte in seiner Heimatprovinz Sichuan am Sonntag zwei
       seiner jüngeren Brüder und eine jüngere Schwester „entführt“. Sie seien auf
       dem Nachhauseweg von einer Familienfeier gewesen. Chang, der unter anderem
       als Kolumnist für die Deutsche Welle arbeitet, will erfahren haben, dass
       seine Familie beauftragt worden sei, auf ihn einzuwirken, nicht länger
       Chinas Führung zu kritisieren. Andernfalls würden „Wege gefunden“, seine
       Geschwister anzuklagen.
       
       Chang wird verdächtigt, zu den Autoren eines anonymen Briefs zu gehören.
       Darin wird Staats- und Parteichef Xi Jinping vorgeworfen, durch die
       Zentralisierung der Macht in seinen Händen China in eine „politische,
       wirtschaftliche, ideologische und kulturelle Krise“ gestürzt zu haben. Die
       Verfasser, die sich als „treue kommunistische Parteimitglieder“ bezeichnen,
       fordern Xis Rücktritt.
       
       Das Schreiben tauchte Anfang März zuerst auf der halbstaatlichen
       Internetseite Wujie News auf. Obwohl die Zensurbehörden sofort den Brief
       löschten, wurde er zigfach weitergeleitet. Darauf erfolgte eine
       Verhaftungswelle. Mindestens vier Mitarbeiter von Wujie News werden seit
       vergangener Woche vermisst, weitere Mitarbeiter wurden abgeführt und
       vernommen, darunter der Chefredakteur.
       
       ## Angehörige vermisst
       
       Ebenfalls in der letzten Woche hatte der in New York lebende Dissident Wen
       Yunchao mitgeteilt, er vermisse drei seiner Angehörigen in der Provinz
       Guangdong. Wen wie DW-Autor Chang bestreitet jede Verbindung zu dem
       Schreiben.
       
       Chang schreibt, er habe lediglich darüber und über die Festnahmen berichtet
       und dazu einem französischen Radiosender ein Interview gegeben. Kaum ist
       seine Stellungnahme öffentlich, machen Chinas Behörden ihre Drohung wahr.
       Am Dienstag erklärte die örtliche Polizei, Changs Geschwister würden
       verdächtigt, bei einer Zeremonie zur Ahnenverehrung einen Waldbrand
       ausgelöst zu haben. Gegen sie werde nun wegen Brandstiftung ermittelt.
       
       29 Mar 2016
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://chinachange.org/2016/03/27/chang-ping-my-statement-about-the-open-letter-to-xi-jinping-demanding-his-resignation/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Felix Lee
       
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