# taz.de -- heute in hamburg: „Selbst der Überfluss sein“
       
       > genuss Das Stück „Season“ feiert Premiere auf Kampnagel und wirbt dafür,
       > sich zu vergnügen
       
       taz: Frau Nardin, in Ihrem neuen Stück geht es um das Vergnügen. Was gibt
       es denn da zu sagen? 
       
       Giorgia Nardin: Genuss und Freude sollten als etwas Simples behandelt
       werden. Es geht darum, Freude für sich zu gewinnen und zu feiern. Auch bei
       der Arbeit spielt Vergnügen eine Rolle.
       
       Vergnügen betrifft also alle Lebensbereiche? 
       
       Genau. Doch nicht immer ist es ein positives Gefühl. Die Suche nach Freude
       kann auch schwierig sein. Es geht in meinem Stück um die Suche nach
       Vergnügen und darum, dafür zu kämpfen. Das hat auch etwas politisches.
       
       Inwiefern? 
       
       Für mich ist es ein politischer Akt, das Vergnügen auf der Bühne zu feiern
       und auch auszuleben. Vor allem das Publikum einzuladen, darüber zu
       reflektieren. Nicht in eine bestimmte Richtung, sondern ganz frei.
       
       Woran finden Sie Vergnügen? 
       
       Freude ist in allen Dingen zu finden, auch in den schwierigsten
       Situationen. Darum geht es. Wir brauchen Leichtigkeit!
       
       Sie sagen, man sollte auch die Freude am Überfluss für sich beanspruchen.
       Was meinen Sie damit? 
       
       Wir sollten uns erlauben, selbst der Überfluss zu sein, aber nicht im
       ökonomischen Sinne. Es geht um Übertreibung und Übermaß, darum „too much“
       zu sein – wie in Barockzeiten. Wir sollten uns diesen emotionalen Luxus
       erlauben.
       
       Ist die Suche nach Vergnügen gesellschaftliches Tabu? 
       
       Wir lassen uns zu einer Prüderie verleiten. Wir glauben, es könne
       gefährlich sein, sich dem Genuss hinzugeben oder der Lust im Körperlichen.
       
       Klingt wie ein Aufruf, sich auch sexuell dem Überfluss hinzugeben. 
       
       Vergnügen hat viel mit Sex zu tun, aber darüber wird wenig gesprochen. Wir
       sollten uns frei fühlen und stolz darauf sein, die eigenen Gelüste ausleben
       zu können.
       
       Aber? 
       
       Aber wir lassen uns von der Gesellschaft einschränken – sowohl im
       Sexualleben als auch in der Art, wie wir darüber sprechen. Ich hoffe, dass
       wir diese Konventionen lockern und uns künftig offen fragen, was unsere
       Bedürfnisse sind.
       
       Warum ist das so schwierig? 
       
       Über Sex, Vergnügen und Überfluss zu reden, ist schwierig und macht auch
       angreifbar. Es legt unsere Verwundbarkeit offen – und das macht vielen
       Angst.
       
       INTERVIEW: Anna Gröhn
       
       Theaterstück „Season“: Premiere um 20 Uhr, Kampnagel, Jarrestraße 20
       
       17 Mar 2016
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Anna Gröhn
       
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