# taz.de -- „Tatort“ aus Luzern: Die Lümmel von der ersten Bank
       
       > Es gehört nicht zu den Pflichten deutscher Staatsbürger, jeden Sonntag
       > den „Tatort“ zu gucken. Schon gar nicht, wenn der aus der Schweiz kommt.
       
 (IMG) Bild: Laurent Fleury (r.) zwingt den Lastwagenfahrer Fritz Loosli, den Unfallort zu besuchen
       
       In letzter Zeit häufen sich die Internatskrimis, nun fassen die
       Drehbuchautoren Stefan Brunner und Lorenz Langenegger alles Nötige noch
       einmal zusammen. Snobismus ist Hauptfach in diesen Eliteschulen und Hochmut
       sein zweiter Name. Die verwöhnten Gören vertreiben Drogen, die sie in nicht
       minder großem Stil auch konsumieren. Gelegenheit dazu bieten wüste Orgien
       auf der eigenen Luxusjacht. Deren Taschengeld möchte man haben.
       
       Eine kräftige Dosis Schulmädchensex darf – „Reifezeugnis“! Nastassja
       Kinski! – keinesfalls fehlen. Die eine macht mit dem Kunstlehrer rum, die
       andere mit zwei Brüdern. Immerhin nacheinander. Prompt ist sie alsbald tot.
       
       Kommissar Flückiger (Stefan Gubser) wütet durch die Büros, weil ein
       wichtiger Zeuge Sohn eines zufällig gerade auf Staatsbesuch weilenden Emirs
       ist, der seinen Sprössling erst einmal aus dem Unterricht genommen und
       damit unter den Schirm seiner diplomatischen Immunität gestellt hat. Aus
       Gründen der Staatsräson wird befohlen, den investitonsfreudigen Gast aus
       dem Morgenland nicht zu verärgern.
       
       Liebe Neubürger, um eines klarzustellen: Es gehört nicht zu den Pflichten
       deutscher Staatsbürger, jeden Sonntag eine Fernsehsendung namens „Tatort“
       zu gucken. Schon gar nicht, wenn der aus der Schweiz kommt. Wir als
       Topdienstleister wissen um eine Alternative: Gerade sind historische
       Krimis, die in Nazideutschland spielen, beliebt.
       
       Neu ist das Subgenre freilich nicht. Hans Hellmut Kirst schrieb in den
       1960ern NS-Krimis mit Titeln wie „Fabrik der Offiziere“ und „Die Nacht der
       Generale“. Letzterer wurde gar mit Starbesetzung – Omar Sharif, Peter
       O’Toole, Philippe Noiret, Juliette Gréco – verfilmt. Siehe Arte, Sonntag,
       20.15 Uhr. Damals galten solche Filme als Stimmungsmache. Womit wir wieder
       beim aktuellen „Tatort“ wären.
       
       13 Mar 2016
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Harald Keller
       
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