# taz.de -- Trainerfrage in Bochum: Hoffnung auf Öffnung
       
       > Bochums Coach Gertjan Verbeek ringt um einen neuen Vertrag. Das
       > Pokalviertelfinale gegen den FC Bayern rückt da in den Hintergrund.
       
 (IMG) Bild: Bochum-Trainer mit Temperament: Gertjan Verbeek hofft auf einen neuen Vertrag
       
       Bochum taz | Am Dienstagvormittag wurde es ungemütlich für Gertjan Verbeek
       und seine Gefolgschaft. Das Sturmtief „Ruzica“ fegte mit solcher Macht über
       das Vereinsgelände des VfL Bochum hinweg, dass der Chefcoach seine Spieler
       nach zehn Trainingsminuten schon wieder ins Trockene schicken musste. Eine
       perfekte Einstimmung auf das große Pokalduell gegen Bayern München (20.30
       Uhr, ARD) war die unfreiwillige Flucht vor Starkregen und Hagel nicht –
       doch Kummer sind sie beim zwischen den Revierriesen Dortmund und Schalke
       eingeklemmten Klub ja gewohnt.
       
       Das gilt auch für den Umgang mit Verbeek – zumindest was die aktuellen
       Vertragsverhandlungen mit dem eigenwilligen Übungsleiter angeht. Der
       Kontrakt des Niederländers läuft im Sommer aus, bis Ende Januar sollte das
       Thema geklärt sein. Ist es aber immer noch nicht, auch wenn Verbeek
       kürzlich erklärte,die Gespräche gingen in eine gute Richtung. „Aber
       unterschreiben“, so der resolute Mann, „kann ich noch nicht.“
       
       Dem 53-Jährigen geht es dabei nicht um eine Aufstockung seines Gehalts, das
       Zögern hat vielmehr mit seinen Freiheiten, dem eigenen Schaffensspielraum
       und der Perspektive des VfL zu tun. Christian Hochstätter kennt die Wünsche
       des Trainers. Doch Bochums Sportvorstand ist nur in Maßen kompromissbereit.
       Es gehe nicht darum, den sportlichen Ehrgeiz des Trainers zu stillen,
       erklärt der frühere Gladbach-Profi. Sondern: „Es geht darum, was der VfL
       Bochum will.“
       
       Schließlich habe die Klubführung klare Vorstellungen, wie so eine
       Vertragsverlängerung auszusehen hat. „Ich hoffe auf eine zeitnahe
       Entscheidung. Wir wollen das, der Trainer will das auch“, betont
       Hochstätter und erklärt: „Ich bin sehr optimistisch. Aber es kann durchaus
       sein, dass wir nicht zusammenkommen. Wir sind ja nicht allein auf der Welt.
       Und er auch nicht.“
       
       ## Hitzkopf Verbeeck
       
       Das verbindende Element ist – gerade nach dem jüngsten Erfolg über den
       Tabellenzweiten Freiburg – die immer offensiver formulierte Sehnsucht nach
       dem Aufstieg. Verbeek will in die Erste Liga – dorthin, wo er mit dem 1. FC
       Nürnberg schon mal war, ehe er im April 2014 entlassen wurde. Am nächsten
       Montag gastiert der VfL bei den Franken, die momentan den Relegationsplatz
       belegen. „Wenn ich mich zwischen einem Sieg gegen die Bayern und einem in
       Nürnberg entscheiden müsste, würde ich den in Nürnberg wählen“, sagt
       Sportchef Hochstätter. Denn: „Die Bundesliga wäre für uns alle die bessere
       Variante.“
       
       Womöglich spazieren Gertjan Verbeek und Freiburgs Coach Christian Streich
       im Frühjahr sogar gemeinsam zurück in die erste Fußballetage. Die beiden
       Trainer, deren gegenseitige Wertschätzung Ende März 2014 unter Normalnull
       rutschte. „Wie ein Verrückter“ habe ihn Streich beschimpft, beschwerte sich
       Verbeek, damals noch beim FCN, nach dem Duell der beiden Klubs, nannte
       Streichs Verhalten „unverschämt“ und „respektlos“. Beim ersten Wiedersehen
       im August 2015, eine Klasse tiefer, ersparten sich die Streithähne dann
       jeden überflüssigen Blickkontakt. Auch bei der Pressekonferenz, die Verbeek
       im Frühjahr 2014 aus Zorn über Streich noch boykottiert hatte.
       
       Am vergangenen Freitag kreuzten sich die Wege der beiden Männer erneut, nun
       in Bochum. Und siehe da: Verbeek ging vor dem Anpfiff auf den Kollegen zu,
       reichte ihm die Hand. Streich schlug ein – sogar, so berichten Augenzeugen,
       mit einem versöhnlichen Grinsen im Gesicht. Eine Öffnung.
       
       ## In der Hinrunde wäre mehr drin gewesen
       
       Eine solche erhoffen sich die Bochumer nun auch bei den zähen
       Vertragsgesprächen mit Verbeek. Schließlich schätzen sie beim VfL den
       selbstbewussten Stil, das erkennbare Bemühen um Dominanz und das schnelle
       Umschaltspiel, das der Nachfolger von Peter Neururer der Mannschaft
       innerhalb eines Jahres verpasst hat. Allerdings moniert Hochstätter auch:
       „Nach unserem starken Start mit fünf Siegen wäre mehr drin gewesen.“
       
       Das Versäumte soll nun nachgeholt werden. Der Status quo ist ja
       zufriedenstellend. Auch deshalb unterließ der VfL in der Winterpause
       jegliche Aktivität auf dem Transfermarkt. „Wenn wir so weitermachen, geht
       es in die Erste Liga“, glaubt Verbeek. „Wenn nicht in dieser Saison, dann
       in der nächsten.“ Womöglich sogar unter seiner Leitung.
       
       10 Feb 2016
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Andreas Morbach
       
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