# taz.de -- taz.zahl ich Wir haben den taz-Grundgedanken der Solidarität erfolgreich in die digitale Ära übertragen. Im „grünen Salon“ wird weiter am Modell getüftelt: Die Zukunft fest im Blick
       
 (IMG) Bild: „taz.zahl ich“ – ein besonderes Team: Aline Lüllmann, Ilija Matusko, Nicolai Kühling (v. l.)
       
       von Ilija Matusko
       
       Der „grüne Salon“ ist, dem mondänen Namen zum Trotz, ein recht
       unscheinbarer Ort. Büromöbel, ein paar Tische, kistenweise Werbematerial,
       Plakate an den Wänden. Am ehesten bleibt einem noch der giftgrüne Teppich
       im Auge hängen. Hier hat sich, zwischen Hundespielzeug und Aquarium, das
       Projekt „taz.zahl ich“ in den letzten Jahren von einem bisweilen
       belächelten Spendenaufruf zu einer beeindruckenden Erfolgsgeschichte mit
       stetig wachsender Community entwickelt.
       
       Dass der taz-Journalismus im Netz Geld kostet und finanziert werden muss,
       gerade wenn er unabhängig und frei bleiben will, mutet immer weniger als
       mahnende Beschwörungsformel an.
       
       Im grünen Salon wird dieses Credo vom mittlerweile dreiköpfigen Team von
       „taz.zahl ich“ in die Tat umgesetzt. Das gelingt nur, weil die
       UnterstützerInnen von der paradox klingenden Grundidee des Modells
       überzeugt sind: Sie zahlen freiwillig für etwas, das sie auch umsonst haben
       könnten. Damit es für alle kostenlos bleibt.
       
       ## 20 Neuanmeldungen täglich
       
       Momentan zahlen 7.000 Menschen regelmäßig dafür, dass die Lichter im
       taz-Gebäude und damit in der Onlineredaktion nicht so schnell ausgehen. Im
       Schnitt 6 Euro pro Monat. Vor allem 2015 hat die Unterstützung rasant an
       Fahrt aufgenommen – täglich gibt es bis zu 20 Neuanmeldungen. Das Team im
       Grünen Salon betreut sie, beantwortet Fragen, schickt Erinnerungsbriefe
       samt Schokolade raus und besänftigt den einen oder anderen ungehaltenen
       Anrufer, der „gefälligst den Freischaltlink zur taz im Internet“ haben
       möchte.
       
       taz.de ist für alle frei und kostenlos. Momentan wird diese Freiheit von
       anderen Stellen querfinanziert, dies ändert sich aber gerade. Die Einnahmen
       sind im Vergleich zum Vorjahr kräftig gewachsen, insgesamt wurden 312.085
       Euro im letzten Jahr erzielt (2014: 128.761 Euro), dank einer neuen
       Kampagne und weiterer Maßnahmen. Natürlich spielt bei der Akzeptanz des
       Modells die Berichterstattung auf taz.de die entscheidende Rolle. Die
       Menschen zahlen für den taz-spezifischen Blick auf das Weltgeschehen. Nur
       wenn die Inhalte in ihren Augen einen unverzichtbaren Mehrwert darstellen,
       sind sie bereit, dafür zu bezahlen.
       
       ## Chancenloses Modell?
       
       Wenn jemand die Zahl 10.000 oder sogar 20.000 in den Raum wirft, kann das
       „taz.zahl ich“-Team schon einmal verärgert reagieren. Das Ziel von 10.000
       FreizahlerInnen 2015 wurde nicht erreicht. Aber die Erfolgsbilanz von
       „taz.zahl ich“ wird dadurch nicht geschmälert.
       
       Vergegenwärtigt man sich die kritischen Stimmen zu Beginn, die dem Modell
       keinerlei Chance auf Erfolg geben wollten, wirken Gegenstimmen heute
       ungefähr so, als würde man jemandem, der sein eigenes Fahrrad
       zusammenschrauben will, ständig „Das fährt doch nie!“ zurufen. Wenn es dann
       aber doch fährt, ziemlich gut sogar, dann will man wissen, wann es endlich
       fliegen kann.
       
       „taz.zahl ich“ hat den wunderbaren Beweis dafür geliefert, dass der
       taz-Journalismus auch in digitalen Zeiten mit der überwältigenden
       Unterstützung seiner LeserInnen rechnen kann. Auch in Zukunft versucht das
       Team, so viele Menschen wie möglich für die Idee der Freiwilligkeit im Netz
       zu gewinnen. An den 10.000 wird weiter festgehalten. Trotzdem stellen die
       inzwischen 7.000 UnterstützerInnen einen besonderen Meilenstein dar, denn
       im Jahr 1977 sicherte der Verkauf von 7.000 Vorabos die Gründung der taz.
       
       Ilija Matusko ist Mitarbeiter der taz und bei „taz.zahl ich“
       
       Schließen Sie sich an:www.taz.de/zahlich
       
       6 Feb 2016
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ilija Matusko
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA