# taz.de -- Holzverarbeiter in Nöten: Geht bei German Pellets der Ofen aus?
       
       > Die Wismarer Firma versprach einst eine nachhaltige Anlage: Nun steckt
       > sie in der Bredouille. Anlegerschützer befürchten sogar eine Insolvenz.
       
 (IMG) Bild: Darum geht es: Holzpellets.
       
       Freiburg taz | Der Holzpelletproduzent German Pellets steckt offenbar in
       ernsthaften Zahlungsschwierigkeiten. Das Unternehmen teilte mit, auf einer
       Gläubigerversammlung am 10. Februar über die Laufzeitverlängerung einer
       Anleihe abstimmen zu lassen, die eigentlich Ende März zurückgezahlt werden
       muss. Dieser Schritt deutet darauf hin, dass das Unternehmen nicht in der
       Lage ist, die dafür nötigen 52 Millionen Euro fristgerecht aufzubringen.
       
       Der Handel mit der betreffenden Anleihe wurde am Dienstag ausgesetzt. Die
       Kurse der anderen Papiere des Unternehmens, die in der vergangenen Woche
       allesamt eingebrochen waren, sanken nach der Ankündigung weiter ab und
       notierten nur noch zwischen 21 und 24 Prozent ihres Nennwerts. Das heißt,
       dass Anleger bereit waren, auf über drei Viertel ihrer Investition zu
       verzichten, damit sie die Papiere loswerden können.
       
       German Pellets hatte in den vergangenen Jahren mit drei Anleihen und einem
       Genussrecht weit mehr als 200 Millionen Euro eingeworben, auch von
       Kleinanlegern. Diese fürchten nun eine Firmenpleite. Das Unternehmen hatte
       Anleger bei Genussscheinen mit einer Rendite von jährlich 8 Prozent
       gelockt. Und gleichzeitig mit der Investition in ein nachhaltiges Produkt
       geworben. Holzpellets gelten im Vergleich zu Öl als ein relativ
       klimafreundlicher Brennstoff.
       
       Um die Laufzeit verlängern zu können, muss das Unternehmen auf der
       Gläubigerversammlung in zwei Wochen mindestens drei Viertel der anwesenden
       Investoren für seinen Plan gewinnen. Die Firma bietet für die weiteren zwei
       Jahre nur noch einen Zinssatz von 5,25 Prozent statt wie bislang 7,25
       Prozent an und will die Anleihe über Firmenanteile absichern. Diese taugen
       aber nur bedingt als Sicherheit, weil im Falle einer Insolvenz auch die
       Firmenanteile wertlos sein könnten. German Pellets spricht von einer
       „Aufwertung“ und „Anpassung“ der Anleihe, Kritiker wie die Tübinger Kanzlei
       Dr. Steinhübel Rechtsanwälte halten das Ganze hingegen für „ambitionierte
       Wortakrobatik“. Die Kanzlei fragte bereits: „Geht bei German Pellets jetzt
       der Ofen aus?“
       
       ## „Nicht vorhandene Transparenz der Gesellschaft“
       
       Bei Marktbeobachtern stößt auch die Kommunikation des Unternehmens auf
       Kritik, denn German Pellets hatte tagelang keine Erklärung für den
       Kursverfall geliefert – und so Spekulationen angeheizt. Die
       Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) verweist nun in einer aktuellen
       Stellungnahme auf die „aus unserer Sicht nicht vorhandene Transparenz der
       Gesellschaft“.
       
       Das Unternehmen werde es daher schwer haben, neues Geld einzuwerben. Und
       dass von den aktuellen Gesellschaftern der GmbH – das sind Geschäftsführer
       Peter Leibold und seine Frau – neues Eigenkapital bereitgestellt wird, hält
       die SdK ebenfalls für „sehr unwahrscheinlich“. Eine Verlängerung der
       Anleihe dürfte somit für Leibold die einzige Chance sein, das Unternehmen
       über den 31. März zu retten.
       
       Sollte es hingegen zu einer Insolvenz kommen, werden zunächst die Banken
       bedient, die Ende 2014 – neuere Zahlen liegen nicht vor – rund 58 Millionen
       Euro an die German Pellets GmbH verliehen hatten. Die Inhaber der Anleihen
       könnten laut SdK noch mit einer gewissen Quote rechnen, Genussrechtsinhaber
       als nachrangige Gläubiger hingegen kaum.
       
       Die Wismarer Firma war zuletzt stark gewachsen. 2010 lag der Umsatz bei 160
       Millionen Euro, 2014 fast viermal so hoch. Experten sehen die Ursache für
       die Probleme im Absturz des Ölpreises. Das hat offenbar Kostenvorteile der
       Pellets gegenüber fossilen Brennstoffen getilgt.
       
       27 Jan 2016
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Bernward Janzing
       
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