# taz.de -- Wirkung Jedes Crowdfunding-Projekt hat seinen individuellen Weg zum Erfolg. Wir haben fünf Tipps, die dabei helfen könnten: So wird die Crowd Sie lieben
Von Maria Gerhard
1 Überrasche die Crowd
Sie sind lässig, sie sind hip und vor allem sind sie zurück: De La Soul.
Die US-amerikanische Hip-Hop-Gruppe wurde Ende der 80er Jahre bekannt. Das
wissen Sie nicht mehr? Gut, wir helfen Ihnen auf die Sprünge: ihr Welthit
„Me, Myself and I“ ging so: „Mirror, mirror on the wall / Tell me, mirror,
what is wrong? / Can it be my De La clothes / Or is it just my De La song?“
– Das Trio, bestehend aus den Rappern Kelvin Mercer, David J. Jolicœur und
Vincent Mason, wurde aber nicht nur mit stylischen Bärten und Frisuren
bekannt, die drei griffen statt Gangsta- und Ghettolyrics auch soziale
Themen auf. Doch vor elf Jahren trennten sie sich. Jetzt wollten sie es
noch einmal wissen, doch ihr neues Album sollte „without limits“
produziert werden, sprich, ohne ein bremsendes Label. Also wandten sie sich
Anfang 2015 der Crowd zu, die die verloren geglaubten Rapper gnädig in die
Arme schloss. Das Ziel von 110.000 US-Dollar übertrafen sie weit, sie
bekamen beinahe die sechsfache Summe. 111.169 Investoren haben sich an dem
Projekt beteiligt. Die Albumveröffentlichung ist für den 29. April geplant.
2Suche direkten Kontakt
Um eine Umarmung ist Performance-Künstlerin Marina Abramović nicht
verlegen, auch nicht um zwei, oder drei, oder 1.359 Umarmungen. So viele
Leute haben nämlich jeweils einen US-Dollar für ihr Zentrum für
Performancekunst in New York gespendet. Der Deal: für einen Dollar gibt es
einmal fest drücken. Und es wäre natürlich nicht Abramović, wenn dafür
nicht eigens ein Liveevent veranstaltet würde. Für 25 US-Dollar konnte man
sich einen Slow-Motion Walk mit ihr erkaufen, wie man ihn etwa von Michael
Jackson kennt. Für Abramović lief es gut, nach einem Monat hatte sie das
Geld zusammen.
3 Auch wenn es um ein Nischenprodukt geht, unterschätze niemals deine
Fanbase
Eigentlich war die US-Serie „Veronica Mars“ schon Filmgeschichte. Nur drei
Staffeln lang durfte eine Schülerin, mit blonder Mähne, als
Privatdetektivin eine kalifornische Küstenstadt aufmischen. Dann wurden die
Einschaltquoten schwach und schwächer. Aus. Die Fans waren erbost und
sammelten über Kickstarter Geld für eine Filmadaption. Innerhalb von zwei
Tagen wurde das angestrebte Ziel von 2 Millionen US-Dollar übertroffen,
letztendlich nahm das Projekt knapp über 5,7 Millionen von 91.000
Unterstützern ein. Alle waren zufrieden, der Film wurde abgedreht und kam
2014 in die Kinos. Die „Veronica Mars“-Kampagne ist damit eine der
erfolgreichsten Crowdfunding-Initiativen überhaupt.
4 Skurrile Ideensind willkommen
Kuriositätensammler Hans Fex fand es irgendwie schade, dass man nach einem
Museumsbesuch die Artefakte nicht mitnehmen konnte. Ein Minimuseum für zu
Hause sollte die Lösung sein. Dabei handelt es sich um einen kleinen Block
aus Plexiglas, in dem einige skurrile archäologische und historische
Artefakte luftdicht verschlossen sind. Darunter zum Beispiel ein 4,5
Milliarden Jahre altes Stück eines Meteoriten, ein Stück der Hülle des
Hindenburg-Zeppelins, Mammutfleisch oder Dinosaurierhaut. Rund 5.000
Unterstützer haben in die Vergangenheit investiert, etwa 1,2 Millionen
US-Dollar kamen zusammen.
5 Habe eine sektengleiche Fangemeinde, die dir huldigt
Entheon heißt der Tempel, den der US-Künstler Alex Grey bauen will. Das
Gebilde, dessen Außenwände mit Gesichtern verziert werden und über dessen
Dach Schlangen kriechen sollen, wird künftig „Visionäre Kunst“ beherbergen.
Den zahlreichen Fans gefällt es, sie stehen hinter ihrem Guru, der bekannt
wurde durch seine bunten lebensgroßen Menschendarstellungen, die er mit
anatomischer Genauigkeit kreiert – vom Knochen übers Gefäß bis zur Aura.
Mit 210.127 US-Dollar von 1.510 Unterstützern ist Entheon das
meistfinanzierte Projekt im Bereich bildender Kunst. Was eine verzückte
Dame dazu bewegte, zu schreiben: „Mein Herz wächst, wenn ich sehe, dass
dieser Traum wahr wird.“ Eine andere schrieb: „Wir lieben dich!“
16 Jan 2016
## AUTOREN
(DIR) Maria Gerhard
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