# taz.de -- Thailands Herrscherhund: Der Tod des royalen Wauwau
       
       > Der Hund des Königs ist tot. Doch ein Verfahren läuft weiter: Ein Mann
       > soll sich abfällig über das Tier geäußert haben. Ihm drohen 37 Jahre
       > Haft.
       
 (IMG) Bild: Beleidigte Leberwurst? Nein: beleidigter Hund. Die „gnädige Frau“ Tongdaeng wurde Opfer von Satire.
       
       Berlin taz | Südostasiens stolzes Königreich Thailand geht langsam vor die
       Hunde. Seine Majestät, der gottgleich verehrte 88-jährige Monarch Bhumibol
       Adulyadej, siecht schon seit Jahren vor sich hin. Sein designierter
       Thronfolger gilt als unbeliebt. Die Gesellschaft ist unversöhnlich zwischen
       Rot- und Gelbhemden gespalten. Deren jeweilige Massenproteste haben nicht
       nur der Wirtschaft und dem Ruf des Landes geschadet, sondern auch dem
       Militär 2014 mal wieder als Vorwand zum Putsch gedient – natürlich nur zur
       Verteidigung der Monarchie. Und ausgerechnet jetzt stirbt auch noch der
       Lieblingshund des Königs.
       
       „Während Khun Tongdaeng schlief und ruhte, ist sie friedlich am 26.
       Dezember 2015 um 23.10 Uhr im Klai-Kangwon-Palast gestorben“, heißt es im
       ärztlichen Bulletin der Veterinärfakultät der Kasetsart Universität, das am
       späten Montag veröffentlicht wurde. Die Hündin sei schon seit einigen
       Jahren krank und bereits mehr als 17 Jahre alt gewesen.
       
       Zwar war Khun Tongdaeng, was so viel wie „gnädige Frau Kupfer“ heißt,
       eigentlich nur der Welpe eines thailändischen Straßenköters gewesen. Die
       kennt jeder Tourist, weil sie die Urlauber immer so gern anbellen. Aber der
       König vernarrte sich ausgerechnet in so einen Wauwau. Der machte dann eine
       Karriere, die Aschenputtel vor Neid erblassen und den Monarchen als
       besonders gutmütig erscheinen lässt. In Thailand kennt denn auch jedes Kind
       Khun Tongdaeng.
       
       Der Hund ist auf sehr vielen Fotos allein mit dem König zu sehen, was die
       Königin fast schon eifersüchtig machen könnte. Und dann schrieb der König
       2002 auch noch ein illustriertes Buch (“Die Geschichte von Tongdaeng“) über
       das Tier.
       
       ## Erfolgreicher als Harry Potter
       
       Das Werk wurde sofort zum Bestseller und stellte im Königreich selbst Harry
       Potter in den Schatten. In dem zweisprachigen Buch, das heute bei Amazon
       gebraucht erst ab 60,36 US-Dollar zu haben ist, geht es natürlich nicht nur
       um nette Vierbeiner-Geschichten. Vielmehr lobt der Monarch darin
       überschwänglich die große Treue, Klugheit und Bescheidenheit der Hündin. Er
       macht dabei keinen Hehl daraus, dass er sich genau so seine Untertanen
       wünscht.
       
       „Andere Hunde, sogar ihre eigenen Kinder, zeigen ihre Freude, wenn sie den
       König sehen, indem sie auf seinen Schoß springen und sein Gesicht lecken.
       Tongdaeng würde das nie tun. Sie bleibt immer niedriger als er“, schreibt
       seine Majestät bewundernd in dem Buch.
       
       Tongdaeng schaffte es sogar auf eine Briefmarkenserie der thailändischen
       Post, wenngleich die vier Motive nur Marken von je 3 Baht (8 Cent) zieren.
       Aber welcher ehemalige Straßenköter kann da mithalten?
       
       ## 37 Jahre Haft wegen Majestätshundsbeleidigung?
       
       Weil die Geschichte mit der royalen Hündin so märchenhaft rührend ist,
       wurde sie inzwischen auch als Zeichentrickfilm verfilmt. Sponsoren, die dem
       König ihre Loyalität beweisen wollten, stellten das Geld zur Verfilmung des
       Buches über den Hund bereit. Der Streifen namens „Tongdaeng: Eine
       Inspiration“ kam ausgerechnet am 10. Dezember, dem internationalen Tag der
       Menschenrechte, in Thailands Kinos und wurde – wer hätte das bezweifelt –
       natürlich sofort zum Kassenschlager.
       
       Vielleicht ging dies dem 27 Jahre alten Thanakorn Siripaiboon dann doch
       einfach etwas zu weit. Jedenfalls äußerte er sich auf Facebook satirisch
       über den königlichen Hund. Doch das hätte Thanakorn besser nicht machen
       sollen. Denn prompt wurde er Mitte des Monats unter dem Vorwurf der
       Majestätsbeleidigung festgenommen. Ihm drohen nun bis zu 37 Jahre Haft,
       wohlgemerkt für ein Facebook-Posting über einen Hund.
       
       Thailands Gesetz zur Majestätsbeleidigung gilt als das härteste dieser Art
       der Welt. Seit die Junta an der Macht ist, wurde das Gesetz zum bevorzugten
       Instrument, um Kritiker der Militärs kaltzustellen. Die Handlanger der
       Junta machten nicht einmal vor dem derzeitigen US-Botschafter halt, der nun
       wirklich nichts majestätsbeleidigendes gesagt hatte.
       
       Und jetzt ist dieser, laut thailändischer Justiz beleidigte Hund des Königs
       gestorben. Werden jetzt für Tongdaeng Staatstrauer und ein Staatsbegräbnis
       angeordnet?
       
       Oder gilt eine solche Frage auch schon als Majestätsbeleidigung?
       
       29 Dec 2015
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Sven Hansen
       
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