# taz.de -- Kassen sponsern Reisen
       
       > ZUSCHUSS Die meisten Krankenkassen zahlen zu Gesundheitseisen zu – aber
       > nur, wenn es sich um zertifizierte Angebote handelt
       
 (IMG) Bild: Ein bisschen mehr Programm muss es schon sein, damit die Kasse sich an einer Reise beteiligt 
       
       von Florian Lucks
       
       Verreisen auf Kosten der Krankenkasse? Was zunächst nur wie eine
       verlockende Wunschvorstellung klingt ist bereits eine reale Möglichkeit für
       die Mehrzahl der gesetzlich Versicherten. Dabei handelt es sich jedoch
       nicht um den klassischen Wellnessurlaub. „Es geht bei den Angeboten darum,
       dass der einzelne Versicherte ein gesundheitsförderliches Verhalten
       erlernt, dass er nach Kursabschluss selbstständig dauerhaft fortführt und
       in seinen Lebensalltag integriert“, erläutert Claudia Widmaier,
       Pressereferentin des Spitzenverbandes der gesetzlichen Krankenkassen. Dafür
       werden auf den Reisen verschiedene Kursangebote zur Gesundheitsvorsorge
       angeboten. Von Kursen gegen Rückenbeschwerden über Ernährung,
       Suchtprävention und Stressmanagement ist alles dabei.
       
       Ein Versicherter kann einmal pro Jahr einen Zuschuss für eine solche Reise
       beantragen. Der gewährte Betrag variiert von Kasse zu Kasse. In der Regel
       beträgt er 150 bis 160 Euro pro Kurzurlaub. Damit werden ausschließlich die
       Kurse während des Aufenthaltes bezuschusst. „Die Krankenkassen beteiligen
       sich nicht an den Kosten für Unterkunft, Verpflegung, Kurtaxe und andere
       Leistungen“, erklärt Widmaier. Solch eine Förderung sei unzulässig. Als
       Voraussetzung für die Zahlung gelte die aktive Teilnahme des Versicherten
       am Kursprogramm.
       
       Zudem würden nur Angebote von zertifizierten Dienstleistern bezahlt. Dabei
       gilt laut Widmaier: „Die Leitfadenkompatibilität eines Angebots und einer
       Anbieterqualifikation sind notwendige Bedingungen für eine Kassenförderung,
       garantieren sie aber nicht“. Jede Kasse könne selbst entscheiden, wie sie
       das regele und auf welchen Anbieter sie setze.
       
       So können die Krankenkassen auch entscheiden, gänzlich auf die
       Bezuschussung von Gesundheitsreisen zu verzichten. Gesetzlich ist ihnen
       lediglich eine Pflicht zur Gesundheitsprävention auferlegt. Wie sie diese
       ausgestalten ist ihnen selbst überlassen.
       
       Die Techniker Krankenkasse, die Kasse mit den meisten Versicherten in
       Deutschland, verzichtet beispielsweise seit 2012 gänzlich auf die
       Bezuschussung. „Wir investieren das Geld lieber in andere Bereiche wie die
       Gesundheitsprävention am Arbeitsplatz, oder für die Finanzierung regionaler
       Angebote“, sagt John Hufert, Pressesprecher der Technikerkrankenkasse
       Hamburg: „Wir halten die Maßnahme nicht für effektiv genug. So sehen wir
       nicht, dass die erlernten Übungen und Verhaltensweisen nach so kurzer Zeit
       sich im Alltag des Versicherten verankert hätten. Außerdem haben wir nicht
       die Zielgruppen erreicht, an die diese Maßnahme eigentlich gerichtet ist.“
       
       Als Zielgruppen gelten dabei laut GKV-Spitzenverband: „Personen deren
       berufliche Einbindung eine entsprechende Regelmäßigkeit nicht ermöglicht“,
       so Widmaier. Im Allgemeinen seinen Regionale Angebote, wie regelmäßige
       Kurse, aber sinnvoller, da es eine größere Wahrscheinlichkeit der
       Verstetigung und die Möglichkeit zur Reflektion gebe. „Kompaktangebote sind
       dann sozusagen die zweitbeste Lösung“, so Widmaier.
       
       Christian Rodtke, Pressesprecher der BKK Bertelsmann, sieht die Reisen
       positiver: „Unsere Kunden, die an einer der Maßnahmen teilgenommen haben,
       möchten die Kurstage meist wiederholen. Wir vertrauen darauf, dass sie das
       Gelernte in ihrem Alltag anwenden.“
       
       Bisher wird von diesem Angebot jedoch wenig Gebrauch gemacht. Sowohl bei
       der Bertelsmann BKK als auch bei der AOK Niedersachsen liegt der Anteil der
       Versicherten, die eine solche Reise unternommen haben, unter einem Prozent.
       
       Wer eine solche Reise buchen möchte sollte den Zuschuss vor der Reise
       beantragen. Denn unterstützt die Krankenkasse keine Gesundheitsreisen oder
       nur in geringerem Maße, bleibt man später auf den Kosten sitzen.
       
       19 Dec 2015
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Robin Grützmacher
       
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