# taz.de -- heute in hamburg: "Nein sagen fällt schwer"
       
       > Ehrenamt Seelsorgerin Christina Kayales fordert hauptamtliche Helfer und
       > Regenerationszeiten
       
       taz: Frau Kayales, der Senat lädt heute erstmals zum Forum für
       Flüchtlingshelfer. Sind Sie auch ehrenamtlich tätig? 
       
       Christina Kayales: Ja, ich arbeite im Bereich der Flüchtlingshilfe.
       
       Wieso brauchen Ehrenamtliche Selbstvorsorge? 
       
       Ehrenamtliche sehen sich in der Rolle, dass sie sich gerne einsetzen und
       helfen –oft in Situationen, wo der Bedarf groß ist. Dann fällt es schwer
       Nein zu sagen und Grenzen zu setzen. Aber wir brauchen auch Zeiten der
       Regeneration, wo wir wieder Kraft tanken. Wenn ich nicht tanke, kann ich
       nicht weitermachen. Das ist beim Ehrenamt in keiner Weise so klar geregelt,
       wie bei Arbeitszeiten.
       
       Wann wird helfen schädlich? 
       
       Wenn die Balance gestört ist, dass man genügend Zeit findet, um das Erlebte
       zu bewältigen. Das ist bei verschiedenen Tätigkeiten unterschiedlich: Wenn
       ich eine Stunde Flugblätter verteile, muss ich mich sicher weniger
       regenerieren, als wenn ich mir eine Stunde angehört habe, was für
       Furchtbarkeiten jemand auf der Flucht erlebt hat.
       
       Verlässt sich der Hamburger Senat bei den Flüchtlingen zu sehr auf
       ehrenamtliche Helfer? 
       
       Ich mag in dieses fordernde Rohr nicht reinsprechen. Jeder Mensch sollte
       selber entscheiden, wie viel er hilft. Im Moment merken wir, dass es
       unserer Gesellschaft wahnsinnig gut tut, dass Menschen sich einbringen. Wir
       müssen jetzt gemeinsam herausfinden, welche Integrationsanmaßnahmen
       nützlich sind, welche angenommen werden und welche überflüssig sind.
       Natürlich müssen wir die Stadt in die Pflicht nehmen, dass Ehrenamtliche
       vergütet werden, die langfristig die Aufgabe von Hauptämtern übernehmen.
       
       Brauchen wir mehr Hauptämter? 
       
       Es ist fraglos, dass noch mehr Hauptämter geschaffen werden müssen, um die
       verschiedenen Herausforderungen des Flüchtlingszustroms, auch hauptamtlich,
       zu bewältigen. Aber man kann keine ausgebildeteten Stellen aus dem nichts
       herbeizaubern.
       
       Was soll man machen, wenn man weiß, dass sonst niemand hilft? 
       
       Ich glaube, da macht es Sinn, eine Zeit lang generös zu sein, solange ich
       merke, dass es meine Kräfte noch zulassen. Es macht aber keinen Sinn mehr,
       wenn ich leide, wenn ich in ein Burn-Out komme oder meine Familie dabei zu
       Bruch geht. Dieses Problem trifft zur Zeit nicht nur Ehrenamtliche, sondern
       auch Hauptamtliche.
       
       Interview: Morten Luchtmann
       
       „Forum Flüchtlingshilfe“: ab 14 Uhr, Fischauktionshalle
       
       18 Dec 2015
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Morten Luchtmann
       
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