# taz.de -- heute in hamburg: "Es hat sich nichts geändert"
       
       > Dokumentarfilm Rasmus Gerlach kritisiert Gefahrengebiete und anhaltende
       > Polizeiwillkür
       
       taz: Herr Gerlach, was zeigen Sie heute Abend? 
       
       Harald Gerlach: Heute ist eine Doppelveranstaltung: Zuerst zeige ich den
       Film „Lampedusa auf St. Pauli“ und danach meinen neuen Film
       „Gefahrengebiete und andere Hamburgensien“.
       
       Was genau ist denn eine Hamburgensie? 
       
       Das ist ein kunstgeschichtlicher Begriff mit dem vor allem in bürgerlichen
       Kreisen Ansichten von Hamburger Gebäuden oder anderen lokalen Spezialitäten
       bezeichnet wurden. Mit der Roten Flora und den ehemaligen Esso-Häusern
       zeige ich Hamburgensien etwas anderer Art.
       
       Gehören Ihre beiden Filme zusammen? 
       
       Nicht zwingend. Eigentlich werden sie separat voneinander gezeigt. Sie sind
       jedoch zur gleichen Zeit entstanden und passen inhaltlich gut zueinander.
       Denn der Umgang mit der Gruppe der Lampedusa-Flüchtlinge war, neben den
       Protesten um die Esso-Häuser und die rote Flora, einer der Anlässe für die
       Großdemonstration am 21. Dezember, die von der Polizei gewaltsam beendet
       wurde. Daraufhin wurden in Hamburg die Gefahrengebiete ausgerufen.
       
       Was hat sich seitdem geändert? 
       
       Der Teilerfolg der Beendung des großflächigen Gefahrengebiets ist der
       Niederlage gewichen, dass es mit St. Georg und St. Pauli immer noch zwei
       Gefahrengebiete gibt. So gesehen hat sich leider nichts geändert, obwohl
       das Hamburger Oberverwaltungsgericht die polizeiliche Einrichtung von
       Gefahrengebieten für verfassungswidrig erklärt hat.
       
       Deshalb haben Sie einen Film darüber gedreht? 
       
       Ich lebe selbst in einem der Hamburger Gefahrengebiete und bin schon ein
       Dutzend Mal von Polizisten kontrolliert worden – nur weil sie es können.
       Ich möchte darauf aufmerksam machen, dass das Problem der Polizeiwillkür
       weiterhin besteht. Ich glaube, viele Menschen in Hamburg wissen gar nicht,
       dass es die Gefahrengebiete noch gibt.
       
       Sind Ihre Filme politisch? 
       
       „Lampedusa auf St. Pauli“ ist eine neutrale Langzeitbeobachtung der
       Lampedusa-Aktivisten und ihres politischen Wirkens. „Gefahrengebiete“ ist
       ein bisschen essayistischer und hat einen subjektiveren Blickwinkel auf die
       Klobürstenrevolution in den Gefahrengebieten und die Repression durch die
       Polizei.
       
       Interview: Morten Luchtmann
       
       20 Uhr, Kollektives Zentrum, Norderstraße 65
       
       17 Dec 2015
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Morten Luchtmann
       
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