# taz.de -- Verseuchung im Nigerdelta dauert an
       
       > Nigeria Amnesty International wirft Shell vor, seinen Aufräumpflichten
       > nicht nachzukommen
       
       BERLIN taz | Das Erdölunternehmen Shell lügt, was die Säuberungsarbeiten im
       Nigerdelta betrifft. Das behaupten Amnesty International und das Zentrum
       für Umwelt, Menschenrechte und Entwicklung (CEHRD) in ihrem am Dienstag
       veröffentlichten Bericht „Clean it up“.
       
       Shell hatte in der Vergangenheit versichert, vier durch die Erdölförderung
       des Konzerns stark kontaminierte Gebiete gereinigt zu haben – eines davon
       bereits vor über 40 Jahren. Im Bericht hingegen heißt es, die
       Verschmutzungen seien weiterhin mit bloßem Auge sichtbar,
       Reinigungsarbeiten hätten allenfalls oberflächlich stattgefunden. Vertreter
       von Amnesty International waren vor Ort und hatten unter anderem mit den
       dort lebenden Menschen Gespräche geführt.
       
       Mark Dummett ist einer der Experten. Er fordert, Shell müsse die Gebiete
       sofort säubern, sieht aber einen Teil der Verantwortung auch bei der
       nigerianischen Regierung. „Mit den Verschmutzungen gehen zahlreiche
       Menschenrechtsverletzungen einher“, sagte er. „Und es ist Aufgabe der
       Regierung Nigerias, diese zu verhindern.“ Trotzdem habe diese in der
       Vergangenheit immer wieder bescheinigt, dass die Regionen sauber seien.
       Laut dem Bericht beauftragt Shell Subunternehmen mit der Reinigung der
       Fördergebiete. Nach Abschluss der Arbeiten stellt eine nationale Behörde
       ein Zertifikat über die Sauberkeit des jeweiligen Gebiets aus.
       
       Die Umweltorganisation der Vereinten Nationen (Unep) hatte die Gebiete in
       Ogoniland neben vielen anderen bereits 2011 als stark vergiftet eingestuft.
       Sie schätzte die Kosten für die Beseitigung der Umweltschäden bis 2041 auf
       1 Milliarde US-Dollar. Ziel des Berichts der Nichtregierungsorganisationen
       war es nun, den aktuellen Stand zu dokumentieren. „Das ist eigentlich
       Aufgabe von Shell“, fügte Drummett hinzu. „Hier muss es wesentlich mehr
       Transparenz geben.“
       
       Shell International erklärte auf die Anfrage der taz, man brauche mehr Zeit
       für eine Stellungnahme, die Vorwürfe seien komplex. Der Konzern habe sich
       aber nach dem Unep-Bericht verpflichtet, die Schäden in der Region zu
       beseitigen. Der Nachrichtenagentur AP zufolge hatte Shell Nigeria zuvor die
       Vorwürfe zurückgewiesen.
       
       In den veralteten Anlagen gibt es immer wieder Lecks. Laut Amnesty hat sich
       Shell seit 2007 zu 1.700 Ölunfällen in der Region bekannt. Erst im Januar
       hatte der Konzern für zwei Unfälle aus dem Jahr 2008 rund 70 Millionen Euro
       Schadenersatz an Bauern und Fischer gezahlt. Jonas Seufert
       
       4 Nov 2015
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jonas Seufert
       
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