# taz.de -- Nur gut gemeint reicht nichtaus 
       
       > FORTBILDUNG Immer mehr Menschen engagieren sich freiwillig für
       > Flüchtlinge. Doch sinnvolles Engagement will gelernt sein – und kann
       > durchaus auch erlernt werden
       
 (IMG) Bild: Neben gutem Willen benötigt Helfen auch Organisation und Struktur 
       
       von Stefanie Diemand
       
       Immer mehr Menschen sind bereit, sich ehrenamtlich für Flüchtlinge
       einzusetzen. Aber was gut gemeint ist, hilft nicht unbedingt immer. „Auch
       in der Freiwilligenarbeit braucht es Organisation und Struktur“, sagt
       Christina Maria Huber, Referentin für freiwilliges Engagement beim
       Diakonischen Werk in Hamburg. Deshalb bieten immer mehr erfahrene Träger
       und Organisationen kostenlose Fort- und Weiterbildung an.
       
       Hilfe ohne geschulte Unterstützung kann Folgen für Asylbewerber und Helfer
       haben. Das beginnt schon bei der anfänglichen Euphorie: „Schwierig wird es,
       wenn voller Motivation Sachen versprochen werden, die nicht gehalten werden
       können“, sagt Huber. Wer einem Flüchtling versichert, dass er im Land
       bleiben kann, wird sein Versprechen spätestens beim Gespräch mit dem Anwalt
       bereuen. „Keiner von uns kann die Welt retten.“ Auch dass „man ein Leben
       verbessern kann“, sei allgemein „wahr, aber nicht sofort erlebbar“. Was für
       Sozialarbeiter alltäglich ist, müssen Ehrenamtliche erst lernen.
       
       Lernen müssen sie auch, dass nicht jede Hilfe zu jedem Helfer passt. So
       sollte nicht jeder Mensch das leer stehende Gästezimmer vermitteln.
       „Flüchtlinge brauchen mehr als nur eine warme Decke“, sagt Paul Steffen,
       Leiter der Jungen Akademie für Zukunftsfragen im Kirchenkreis
       Hamburg-West/Südholstein. Das können nicht alle Helfer leisten.
       
       Viele Betroffene kommen aus Kriegsregionen, die Zustände im Land und die
       hochgefährliche Flucht war erschütternd für sie. Der Umgang mit
       traumatisierten Menschen fordert Sensibilität und viel Erfahrung. Wer die
       Aufnahme eines Betroffenen plant, muss auch mit seinem Leiden umgehen
       können. Das fällt sogar manchen Hauptamtlichen schwer. Die Bildungsangebote
       der Organisationen sollen den Umgang miteinander schulen.
       
       Freie Träger raten davon ab, Flüchtlingen auf eigene Faust zu helfen.
       Organisationen und Träger bieten hier häufig Weiterbildungsangebote an.
       Allerdings passen für viele Freiwillige Ausbildung und Ehrenamt nicht
       zusammen. Dabei kann eine Fortbildung helfen, die eigene Rolle in der
       Flüchtlingsarbeit zu finden.
       
       Wer zum ersten Mal aktiv werden will, lernt während eines Seminars die
       verschiedenen Möglichkeiten kennen. Wer beispielsweise als Gruppenleiter
       agiert, kann die Struktur innerhalb der eigenen Initiative stärken.
       
       Die Fortbildung zum Flüchtlingskoordinator ist kostenlos. Hier spielt vor
       allem das gemeinsame Reflektieren eine besondere Rolle. Denn wer auch mal
       „Nein“ sagen kann, bekommt eine gesunde Haltung als Freiwilliger. Das
       dreitägige Seminar der Diakonie Hamburg fördert das Aufbauen von
       Strukturen. Viele der Berater sind das erste Mal in der Flüchtlingshilfe
       aktiv. Andere möchten eine eigene Initiative gründen. „Es ist eine
       Tätigkeit mit Personalverantwortung – auch, wenn sie nicht bezahlt wird“,
       sagt Huber.
       
       Was wie eine Ausbildung zum Sozialarbeiter klingt, soll Hauptamtliche aber
       nicht ersetzen. Auch nach einer Weiterbildung könne man sich nicht die
       Aufgaben eines Festangestellten zumuten. Denn wenn die Freiwilligenarbeit
       die gleiche Zeit wie ein Fulltime-Job einnimmt, führe das nur zu
       Überforderung.
       
       „Es ist wichtig, Aufgaben auch an Hauptamtliche weiterzugeben“, sagt Huber.
       Ehrenamt dürfe und solle nicht dazu dienen, hauptamtliche Arbeit zu
       ersetzen. „Freiwilliges Engagement gehört zu unserer Zivilgesellschaft“,
       sagt Huber. „Das kann ein Staat nicht erreichen.“
       
       Steffen begrüßt jedes Engagement, so „hemdsärmlig“ es auch beginne. Am
       wichtigsten sei es, sich nicht frustrieren zu lassen. Wer an die eigenen
       Grenzen stoße, habe erst einmal alles richtig gemacht.
       
       Nur entmutigen lassen dürfe man sich davon nicht. Ein Helfer dürfe auch
       Fehler machen, denn, da ist Steffen sich sicher: „Am Ende sind auch die
       nicht umsonst.“
       
       5 Sep 2015
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Stefanie Diemand
       
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