# taz.de -- Biobauern eröffnen Molkerei
       
       > Milchpreis-Verfall 
       
       In Schleswig-Holstein wollen sich Bio-Milchbauern nicht länger von stetig
       sinkenden Milchpreisen abhängig machen: 27 niedersächsische und
       schleswig-holsteinische Biolandhöfe eröffnen in Mühlenrade im Kreis
       Herzogtum Lauenburg am Montag mit Ehrengast Robert Habeck (Grüne) ihre
       eigene Bio-Molkerei – es ist die erste im Norden.
       
       Schon seit Anfang August läuft die Produktion. Die Bauerngemeinschaft
       stellt unter dem Namen „Hamfelder Hof“ Sahne, Quark oder Joghurt selbst her
       und füllt dort ihre eigene Milch ab. „Das war seit 30 Jahren der Traum der
       Familie Raymann“, sagt Constantin Fricke. Er ist der stellvertretende
       Geschäftsführer der zukünftigen Molkerei. Die Raymanns sind die Initiatoren
       des Projekts. Es gefiel ihnen nicht, dass ihre Bio-Milch in den
       traditionellen Molkereien früher einfach mit konventioneller Milch in einen
       Tank geschüttet wurde, sagt Fricke.
       
       Die örtliche Molkerei sei 2011 vom großen Milchkonzern „Hansano“ übernommen
       worden und der habe keine Abfüllung von Biomilch betreiben wollen, sagt
       Fricke. Die Marke „Hamfelder Hof“ sei dann zwischenzeitlich zu einer
       Molkerei nach Husum gezogen – durch weite Wege sei die Regionalität aber
       verloren gegangen, sagt er.
       
       Nach dem Regierungswechsel zu Rot-Grün in Schleswig-Holstein sahen Fricke
       und die anderen Milchbauern ihre Chance auf eine eigene Molkerei.
       Bio-Bauern seien nun stärker unterstützt worden, sagt er. Investieren
       musste die Bauerngemeinschaft zehn Millionen Euro. Ein großer Konzern
       steckt nicht dahinter. „Das ist einzigartig“, sagt Fricke. Die Höfe, die
       die Milch liefern, liegen nicht weiter als 150 Kilometer von Mühlenrade
       entfernt. Fricke ist von dem Projekt überzeugt: „Die Milchwirte sind nicht
       mehr nur die Lieferanten des Rohstoffs Milch, sondern erfahren eine höhere
       Wertschätzung ihrer Arbeit.“ Zudem seien sie alle Anteilseigner an der
       neuen Molkerei.
       
       Im anonymen Geschäft der Milchwirtschaft schaffe eine eigene Molkerei große
       Flexibilität. „Wenn wir mehr Joghurt produzieren wollen, produzieren wir
       mehr Joghurt. Wollen wir mehr Frischmilch, machen wir mehr Frischmilch“,
       sagt Fricke. Mit einer jährlichen Verarbeitungsmenge von elf Millionen
       Litern Milch ist die Molkerei eher klein. Einige konventionelle
       Milchkonzerne kommen auf Verarbeitungsmengen von bis zu einer Milliarde
       Liter pro Jahr. Doch verglichen mit den großen Konzernen müsse sich die
       Molkerei keine Sorgen um fallende Milchpreise machen, sagt Fricke. Die
       Bioland-Bauern stünden gut da: „Oftmals übersteigt die Nachfrage nach
       Biomilch sogar das Angebot.“ FKA
       
       22 Aug 2015
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Fabio Kalla
       
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