# taz.de -- Neun Tore bei SC Freiburg – Nürnberg: Auf Konfettiregen wird verzichtet
       
       > In Freiburg scheint der Umbruch nach dem Abstieg gelungen. Dennoch
       > bleiben die Breisgauer nach dem 6:3-Triumph gegen Nürnberg bescheiden.
       
 (IMG) Bild: Macht's dreimal in 13 Minuten: Nils Petersen
       
       Freiburg taz | Es ist noch gar nicht so lange her, da saßen sie in Freiburg
       mit finsteren Gedanken in dem Raum, in dem sich das Trainerteam am liebsten
       mit Sportvorstand Jochen Saier und Sportdirektor Klemens Hartenbach
       zusammensetzt. Es galt, einen Abstieg zu verarbeiten, mit dem viele Spieler
       eigentlich nicht mehr gerechnet hatten.
       
       Es galt fortan, mal eben mit 20 Millionen Euro weniger auszukommen als in
       der Bundesliga, der der SC sechs Jahre hintereinander angehört hatte. Man
       wusste, dass etwa zehn Spieler nun nicht mehr zu halten sein würden. Alles
       in allem war das Treffen Ende Mai also keines, das mit Konfettiregen und
       Champagner geendet hätte.
       
       Wenige Wochen später, am Montagabend, verfolgt Sportdirektor Hartenbach
       nach dem Ende der Pressekonferenz mit konzentriertem Blick die
       Zusammenfassung des soeben erlebten 6:3-Sieges gegen den 1. FC Nürnberg und
       kann beim zwischenzeitlichen 4:0 durch Mike Frantz (40.) tatsächlich kurz
       lächeln, ehe er wieder die Stirn in Falten legt.
       
       Auf die Frage, ob er sich denn nach solch einem erfolgreichen Abend nicht
       einmal einen Moment der Freude gönnen wolle, hat er eine schlagfertige
       Antwort parat: „Aber ich weiß doch noch gar nicht, wie das Spiel ausgeht…“
       
       Man kann dem Mann und seinen Freiburger Kollegen nur wünschen, dass sie
       sich am Ende eines ereignisreichen Abends doch noch ein Gläschen Sekt
       gegönnt haben, denn nach Lage der Dinge haben sie beim SC wieder eine
       Mannschaft zusammengestellt, die in der Zweiten Liga für Furore sorgen
       könnte – mit Neuzugängen, die mit Ausnahme des dreifachen Torschützen Nils
       Petersen (8./11./13.) wohl nur Insidern bekannt waren.
       
       ## Bemitleidenswert schwach
       
       Doch Spieler wie Amir Abrashi und Vincenzo Grifo hatten am Montag großen
       Anteil daran, dass die bemitleidenswert schwachen Nürnberger Spieler von
       einer Verlegenheit in die nächste gestürzt wurden. Die Franken verdankten
       es am Ende einer kurzen Freiburger Schwächephase, dass sie nur 3:6 verloren
       hatten.
       
       Maximilian Philipp (61.) und Julian Schuster (90.) hatten auf die drei
       Nürnberger Tore durch Kevin Möhwald (44.), Hanno Behrens (46.) und
       Alessandro Schöpf (53.) geantwortet. Zuvor hatte die fulminante
       SC-Offensive die freie Wahl zwischen dem Weg durch die Mitte, wo Hanno
       Behrens und Niklas Stark dem Freiburger Tempo nichts entgegenzusetzen
       hatten, oder dem Weg über die Außenbahnen, wo die Freiburger Christian
       Günter oder Philipp viel schneller und entschlossener agierten als ihre
       Gegenspieler.
       
       „Wir waren heute einfach nur schlecht“, sagte FCN-Trainer René Weiler. Der
       bedauernswerte Weiler betreut eine unfertige Mannschaft, ein
       Rechtsverteidiger und ein Angreifer sollen noch kommen.
       
       ## Das große Sparen
       
       Ganz anders die Lage bei den Badenern: Gut 25 Millionen Euro hat der SC für
       Spieler wie Admir Mehmedi, Roman Bürki oder Vladimir Darida eingenommen.
       Und nur ein Sechstel davon reinvestiert. Christian Streich hat das große
       Sparen mitgetragen. Dass Reserven für den Nachwuchs und den geplanten
       Stadionneubau zurückgelegt werden, gehört zum Freiburger Weg.
       
       Streich wäre im Übrigen nicht er selbst, wenn er nicht unmittelbar nach
       solch einem Galaauftritt warnen würde: „Sollte einer auf die Idee kommen,
       nach diesem Sieg abzuheben, wäre das der erste Schritt in eine ganz falsche
       Richtung.“
       
       Wer diesen Sieg zu relativieren versucht, liegt bestimmt richtig. Nicht
       nur, weil es nicht mehr viele Gegner geben wird, die den SC so kombinieren
       lassen werden wie die Nürnberger. Sondern auch, weil in der sowieso kaum
       geforderten Defensive noch Luft nach oben ist.
       
       „Vieles war heute sehr gut“, sagte Streich dann auch. „Wir hatten aber auch
       Schwächephasen in unserem Spiel, die wir besprechen müssen.“ Das werden sie
       garantiert bei diesem Verein, der selbst dann auf Konfetti und Champagner
       verzichtet, wenn man einem Aufstiegskonkurrenten mal eben sechs Gegentore
       verpasst hat.
       
       28 Jul 2015
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Christoph Ruf
       
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